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Geldanlage
4 Minuten

Goldstandards

- Simon Jäger

Das Edelmetall ist in vielen gemischten Portfolios ein wichtiger Baustein. Doch wie steht es mit der Nachhaltigkeit? Eine Analyse.

Knapp zwei Jahre lang stieg der Goldpreis, im vergangenen Jahr angefacht durch den Ausbruch der globalen Pandemie. Nach Rekordständen im August 2020 ging es einige Monate wieder abwärts. Wir beobachten diese temporären Preisschwankungen zwar sehr genau. Aber Gold ist für uns vor allem ein strategisches Investment. Es hat sich seit Jahrtausenden in Krisenzeiten bewährt.

Das Edelmetall ist fester Bestandteil unserer langfristig ausgerichteten Anlagestrategie. Wir sehen es wie eine Versicherungspolice, die den Wert des Vermögens in Krisenzeiten erhält. Vor Finanz- und Staatskrisen, Hyperinflation, einem Vertrauensverlust ins Geldsystem. Unsere Renditeerwartungen entsprechen langfristig gesehen dem Inflationsausgleich. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Neben dieser strategischen Goldposition in Form von Barren oder, wenn es die Anlagerichtlinien nicht anders erlauben, als börsengehandelte Wertpapiere (Exchange Traded Commodities, ETC) kann es lohnen, „Goldaktien“ beizumischen. Solche Beteiligungen an Minengesellschaften, die Gold fördern, unterliegen im Gegensatz zu Barrengold zusätzlichen Risiken. Sie können unseres Erachtens aber bei gut geführten Unternehmen auch attraktive Chancen bieten.

Der lange Schatten des Goldes

Aus anlagestrategischer Sicht erfüllt Gold damit einen wichtigen Zweck. Doch wie sieht es in puncto Nachhaltigkeit aus? Die Goldförderung ist heutzutage ein komplexer Prozess, da das Edelmetall fast nur noch in fester Verbindung mit Gestein zu finden ist. Immer wieder kommt es zu Schlagzeilen, weil durch die Goldförderung langfristige Schäden für umliegende Ökosysteme und die Menschen, die vor Ort leben, entstehen können.

Auch wir sind davon überzeugt, dass die Herausforderungen in ökologischer, sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht gewaltig sind. Als Investor setzen wir uns daher aktiv für die Durchsetzung und Verbreitung von westlichen Nachhaltigkeitsstandards bei den Minen ein. Bei unserem Barrengold verlassen wir uns auf einen der führenden Standards für „verantwortungsvolles Schürfen“.

Nur Barren von zertifizierten Anbietern

Bis zu zehn Prozent des Vermögens sind bei unseren Multi-Asset-Portfolios in Gold investiert. Daher stellen wir hohe Anforderungen an das physische Gold, das in der Regel in Barrenform auf sehr lange Sicht in unseren Portfolios – genauer gesagt in den Safes zweier Schweizer Banken – liegt. Bei Goldbarren, die wir für unsere Vermögen hinterlegen, sowie Goldzertifikaten arbeiten wir nur mit Partnern zusammen, die sich der Einhaltung der Responsible Gold Guidance der London Bullion Market Association (LBMA) verpflichtet haben.

Diese Richtlinie soll verhindern, dass Gold zu systematischen oder weitreichenden Menschenrechtsverletzungen, zu Konfliktfinanzierungen, zur Geldwäsche oder zur Terrorismusfinanzierung beiträgt. Darüber hinaus entspricht sie auch den etwas älteren Richtlinien des Good Delivery Standards der LBMA, mit denen die Reinheit und Echtheit von Barren garantiert wird.

Westliche Standards weltweit durchsetzen

Als Aktionäre von Minengesellschaften setzen wir uns zudem nachdrücklich dafür ein, dass sich die Unternehmen weitreichende Ziele setzen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und gewissenhaft mit Ressourcen umzugehen. Auch in sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht sollten sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Daher engagieren wir uns aktiv für Transparenz in der Wertschöpfungskette, aber vor allem für eine weltweite Einhaltung internationaler (ESG-)Standards – die unseres Erachtens auch in den entferntesten Ecken der Welt Berücksichtigung finden sollten.

Während der regelmäßigen Kontakte, die wir mit den Minenbetreibern haben, versuchen wir, unseren Einfluss, den wir als Aktionär haben, zu nutzen. Im vergangenen Jahr haben wir uns mit einem Vorstandsbrief an alle Unternehmen der Branche gewandt, in die wir investieren. Wir haben uns für ein gemeinsames Werteverständnis ausgesprochen und unsere Unterstützung hinsichtlich bestehender Maßnahmen und deren Weiterentwicklung bekräftigt.

Anstrengungen in diese Richtung werden in der Branche bereits seit einigen Jahren unternommen. In vielen Bereichen sind bereits Rahmenwerke vorgesehen, die die Umsetzung von internationalen Standards überprüfbar machen. Dazu zählen die Responsible Gold Mining Principles (RGMPs) des World Gold Council (WGC), die Standards der GRI (Global Reporting Initiative) oder die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Würde sich eine der Minengesellschaften, in die wir investieren (wollen), ohne triftige Gründe weigern, diese Standards zu berücksichtigen, wäre das für uns ein Ausschlusskriterium.

Systematischer Umweltschutz und Wasseraufbereitung

Für die meisten von uns klingen diese Normen erst einmal abstrakt. Was also soll konkret damit erreicht werden? Weltweit gehen Bergbauprojekte oft mit erheblichen ökologischen Langzeitfolgen einher. Verursacht durch Mängel an Rückhaltebecken, den leichtfertigen Umgang mit Wasser oder die Folgen flächenintensiven Tagebaus.

All unsere Beteiligungen müssen Umweltziele systematisch in der Organisation integriert haben, stetige Verbesserungen sollten erkennbar sein. Dazu zählt auch der entsprechende Ab- und Rückbau von Minen. Zudem ist Wasser eine zunehmend knapper werdende Ressource. Unsere Beteiligungen arbeiten daran, den oft hohen Verbrauch bei der Goldförderung sukzessive zu reduzieren und verwendetes Wasser zumindest zu einem überwiegenden Teil wieder aufzubereiten.

Sie setzen zudem vermehrt erneuerbare Energien ein, um ihren CO2-Ausstoß zu verringern. Der unabhängige ISO-Standard Environmental Management Systems (ISO 14001) liefert dazu das entsprechende Rahmen und Prüfwerk, das unsere Beteiligungen beachten müssen. Besonders heikel ist zudem der Einsatz von hochgiftigem Zyanid.

Da Gold fast nur noch in Verbindung mit Gestein vorkommt, gilt es zwar als effizient, um es abzutrennen, es darf aber keinesfalls in die Umwelt gelangen. Auch für Mitarbeiter ist der Umgang mit der Chemikalie gefährlich. All unsere Beteiligungen arbeiten daher an der Umsetzung des International Cyanide Management Codes (ICMC). Er wurde unter der Leitung des United Nations Environment Programme (UNEP) entwickelt und regelt den sicheren Umgang mit der Chemikalie.

Hohe Anforderungen an Arbeitsschutz und Integrität

Bergwerke sind dynamische und hochkomplexe Arbeitsumgebungen, in denen mit schwerem Gerät und giftigen Stoffen gearbeitet wird. Das macht sie zu Risikozonen, in denen die Einhaltung von hohen Sicherheitsstandards und präzisen Prozessen lebenswichtig sein kann. All unsere Beteiligungen bieten daher ihren Mitarbeitern regelmäßige Trainings an, nehmen eine konsequente Überwachung sowie fortwährende Risikobewertung auf Standortebene vor und streben eine kontinuierliche Verbesserung der Arbeitssicherheit an. Sie orientieren sich am ISO-Standard Occupational Health and Safety (ISO 45001), der Anforderungen an ein Arbeitsschutzmanagementsystem beschreibt.

Die Minen liegen zudem oft in abgelegenen Teilen dieser Erde und bewegen sich in Territorien mit unterschiedlichen Kulturen. Manche sind in Ländern beheimatet, die von instabilen Regierungen und Regimen regiert und von Kriminalität und Armut geprägt sind. In so einem Umfeld sind eine integre Unternehmensführung und der respektvolle Umgang mit der lokalen Bevölkerung unabdingbar.

All unsere Beteiligungen leben eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Bestechung und Korruption. Zudem arbeiten sie nach dem Conflict-Free Gold Standard (CFGS), der sicherstellt und regelmäßig überprüft, dass nicht zur Finanzierung bewaffneter Gruppen oder Menschenrechtsverletzungen beigetragen wird. Sie setzen sich zudem für örtliche Gemeinschaften ein, investieren in lokale Infrastrukturprojekte, Gesundheits- und Bildungssysteme und beschäftigen bevorzugt Menschen aus der Region und dem Land, in dem die Mine steht.

Denn der Goldabbau bietet weltweit Millionen Menschen eine Lebensgrundlage. Doch vor allem der Kleinbergbau (ASM – Artisanal and Small-scale Mining) sorgt hinsichtlich Nachhaltigkeitsaspekten oft für besondere Herausforderungen. Denn häufig wird mit billigem Quecksilber gearbeitet, um Goldpartikel zu lösen.

Diese für Mensch und Umwelt hochgiftige Chemikalie gelangt dann oft ungefiltert in die Flüsse. Zudem sind viele Stollen schlecht gesichert. Die Zahl der Arbeitsunfälle ist hoch. Selbst Kinderarbeit kommt vor. Manche der großen Minengesellschaften engagieren sich daher zusammen mit den Gemeinden vor Ort und spezialisierten NGOs, um alternative Möglichkeiten für ASM-Gemeinschaften zu finden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Warum wir von einschlägigen Ratings abweichen

Die Beurteilung von Nachhaltigkeitsaspekten von Unternehmen ist fest in unserem Analyseprozess integriert. Ökologische und soziale Kriterien sowie Aspekte der guten Unternehmensführung (kurz ESG-Kriterien) spielen auch bei Minengesellschaften eine wichtige Rolle bei der Einschätzung von Risiken und Chancen. Unsere Einschätzung zur Nachhaltigkeit kann jedoch von gängigen ESG-Ratings abweichen. Solche Bewertungen sollen Investoren zwar Orientierung bieten. Doch die Bewertungen werden unseres Erachtens oft sehr spät angepasst. Etwa wenn es bei Unternehmen zu einem Führungswechsel kommt und sich der Fokus in Sachen Nachhaltigkeit ändert.

Wir stehen hingegen in einem regen und direkten Austausch mit den Unternehmen, deren Aktien in unseren Portfolios liegen und werden weiter versuchen, unseren Einfluss als Aktionär für weltweit geltende Nachhaltigkeitsstandards geltend zu machen. Denn der Glanz des Goldes kann niemals eine Zerstörung von Umwelt und Gesundheit überstrahlen.

Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe unseres Magazins "Position", das Sie hier kostenlos abonnieren können.

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