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Geldanlage
3 Minuten

Realistische Renditen

- Philipp Vorndran

Die meisten Anlegerinnen und Anleger wissen nicht, was sie von ihren Investments erwarten können. Das sorgt nicht selten für Enttäuschungen. Was dagegen helfen würde.

Wenn ich auf Veranstaltungen (leider immer noch ausschließlich virtuell) mit Anlegern spreche, „schiebe“ ich oft eine kleine Umfrage voran: Ich frage, welche Anlageklassen sie attraktiv finden? Ob sie zur Miete wohnen oder im eigenen Häuschen? Oder, auch sehr wichtig, wie viel Rendite sie von ihrer Geldanlage erwarten? Die Zahlen, die dann genannt werden, liegen meist um die fünf Prozent, oft noch deutlich darüber.

Zum Verständnis sind dabei zwei Dinge wichtig: Zum einen haben die meisten Anleger bei ihrer Antwort allein die Nominalrendite im Sinn, also das, was auf einer Anlage draufsteht. Was sie nicht berücksichtigen, im Kopf nicht subtrahieren, sind die anfallenden Steuern und Gebühren. Vergessen wird auch die Inflation, die am Geldwert nagt.

Am Ende bleibt nichts übrig

Zieht man all das ab, bleiben „real“ eben nicht fünf übrig, sondern weniger als ein Prozent. Kurzum: Nicht nominal ist wichtig, sondern real nach Kosten und Steuern, wenn es darum geht, Anlageziele und die dazu passende Strategie zu definieren.

Zum anderen ist vielen Anlegern nicht (oder nur unzureichend) klar, was es braucht, welche Investments, um ihre relativ ambitionierten Renditeziele zu erreichen. Viele Anleger haben ihr gesamtes Geld auf Sparkonten liegen – Sparbuch, Tages- und Festgeldkonten. Zumindest den Großteil. Dort liegt die Rendite bei nullkommanull – nominal. Und daran dürfte sich unseres Erachtens auch nichts ändern. Weil es langfristig niedrige Zinsen braucht, um die – nicht zuletzt wegen Covid-19 – immer schneller wachsenden Schuldenberge dauerhaft zu finanzieren.

Fangen wir also beim Ist-Zustand an. Gemessen an der Vermögenstruktur vieler Anlegerinnen und Anleger müsste deren Renditewunsch eigentlich irgendwo zwischen minus zwei (real) und null (nominal) liegen, nicht bei fünf …  

Wer mehr will, muss umdenken, in Sachwerte investieren, statt das Geld auf Konten zu horten. In Aktien erstklassiger Unternehmen beispielsweise. Aber auch da gilt: Überschätzen Sie bitte nicht ihre Investments! Aktien sehr guter Unternehmen können über die Zeit um die fünf bis sechs Prozent Rendite p.a. liefern. Das erachten wir als eine realistische Größe. Und das ist sehr attraktiv gegenüber den Anlagealternativen. Aber was bedeutet das konkret?

Wunsch und Wirklichkeit

Machen wir eine kleine, zugegeben stark vereinfachte Rechnung auf: Nehmen wir an, ein Anleger macht halbehalbe, packt also 50 Prozent seines Vermögens auf das Sparkonto und 50 Prozent in Aktien erstklassiger Unternehmen oder einen guten Aktienfonds; was für viele deutsche Sparer eine außergewöhnlich „offensive“ und mutige Anlagestrategie wäre ...

Null plus sechs durch zwei ist drei. Max Mustermann könnte also realistischerweise mit drei Prozent Rendite pro Jahr rechnen – vor Kosten, Steuern und Inflation wohlgemerkt, also nominal. Anders ausgedrückt: Selbst wer heute, in einer Welt ohne Zinsen, die Hälfte seines Vermögens in Aktien steckt, wird es vermutlich nicht hinbekommen, sein Vermögen langfristig zu erhalten. Er braucht also noch mehr, nicht weniger Aktien ...

Uns ist deshalb eines besonders wichtig zu betonen: Erfolgreiche Geldanlage beginnt mit einer realistischen Lagebeurteilung. Wer fünf Prozent wünscht, muss sich zuerst im Klaren darüber sein, was er damit meint: nominal oder real. Und er muss eine Ahnung davon haben, was nötig ist zu tun, um das formulierte Renditeziel zu erreichen. Wunsch und Wirklichkeit müssen zusammenpassen.

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