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Geldanlage
4 Minuten

Der Preis für Rendite

Selbst „defensiv“ aufgestellte Depots mussten in den vergangenen Wochen herbe Verluste hinnehmen. Wie kann das sein? Und was folgt daraus?

Die Stimmung an den Börsen war schon besser. Die Kursentwicklung auch. Das eine hängt vom anderen ab – und umgekehrt.

Viele Anlegerinnen und Anleger sind nicht nur verunsichert, sondern ebenso enttäuscht, nachvollziehbarerweise. Das gilt im Besonderen für all diejenigen, deren Geld in „defensive(re)n“ Produkten steckt, in Fonds beispielsweise, deren Mittel zu größeren Teilen in Anleihen investiert sind.

Auch die mussten in den vergangenen Monaten deutliche Verluste hinnehmen – und zwar nicht nur die Schuldtitel vermeintlich schwächerer Emittenten, sondern auch die der bonitätsstarken. Nehmen wir US Treasuries, zehnjährige USA-Staatsanleihen, oder Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit als Beispiele. Sichere Häfen, wie es oft heißt. Auch deren Kurse sackten ab. Wegen der Notenbanken und der Inflationserwartungen.

Von denen Notenbankern wird erwartet, dass sie das Zinsniveau in den kommenden Monaten noch deutlicher anheben werden, um die Teuerungsraten im Zaum zu halten.

Fällt das eine, steigt das andere …

Heben sie das Zinsniveau, werden bereits begebene Anleihen im Vergleich zu den noch zu begebenden unattraktiver, weil die „neuen“ im Vergleich zu den „alten“ wieder mit höheren Kupons versehen sind. Die Kurse der Alt-Anleihen geraten unter Druck.

Kursschwankungen sind nicht allein Begleiterscheinung des Aktienhandels, sondern betreffen auch die Bondmärkte. Selten ist das deutlicher geworden als in den vergangenen Wochen.

Die Enttäuschung ist nicht zuletzt deshalb so groß, weil viele Anleger sich noch immer an die alte, vermeintlich eherne Regel erinnern und darauf verlassen, dass Anleihen, zumindest die der erstklassigen Schuldner, in einem gemischten Portfolio so wichtig sind, weil die Nachfrage danach und damit die Kurse glücklicherweise immer dann steigen, wenn es am Aktienmarkt ruppiger zugeht; also das Plus der Bonds, das Minus bei den Aktien inmitten einer Krise ausgleicht, zumindest abfedert. Der Profi spricht dann von „negativer Korrelation“ – fällt das eine, steigt das andere.

… das war einmal!

Früher, das heißt vor zehn Jahren und mehr, hat das verlässlich funktioniert, heute, in einer Welt niedriger Zinsen, tut es das leider nicht mehr – und das hängt im Wesentlichen mit den Renditepotenzialen am Anleihemarkt zusammen.

Denn wenn das Zinsniveau um die Nulllinie zementiert scheint, so wie in den vergangenen Jahren, umgekehrt die Anleihekurse vergleichsweise hoch sind, dann ist das Renditepotenzial nach oben in der Praxis begrenzt. Wie weit sollte der Zins denn in den negativen Bereich fallen, auf dass die Kurse noch weiter und immer weiter steigen mögen, wie sie das in den vergangenen Jahren getan haben?

So wie etwa bei einer österreichischen Staatsanleihe, im Juni 2020 emittiert, 100 (!) Jahre Laufzeit, ausgestattet mit einem Zinskupon von lediglich 0,85 Prozent deren Kurs zwischenzeitlich auf 139 gestiegen war. Das entsprach für Neueinsteiger einer jährlichen Rendite von 0,4 Prozent … Wie verrückt müsste die Welt denn noch werden?

Andersherum heißt das nichts anderes, als dass jede schlechte Nachricht für den Bondmarkt, etwa eine mögliche Zinsanhebung der Notenbanken, ausreichend Wucht entfalten kann, um die Anleihekurse deutlich zu drücken, genauso wie zuletzt geschehen.

Die Wucht der schlechten Nachricht

Der Kurs der hundertjährigen Anleihe Österreichs ist jedenfalls seit Emission um mehr als 40 Prozent gefallen. Auch sichere Häfen werden mitunter von Sturmfluten heimgesucht.

Die Frage ist: was bedeutet all das für die Zukunft? Gilt künftig die eherne Regel „das eine fällt, das andere steigt“ doch, weil das Renditepotenzial bei erstklassigen Anleihen nun wieder deutlich höher ist als vor einem halben Jahr? Worauf sollten Anleger achten?

Sie sollten sich nicht zu sehr auf Korrelationen verlassen, sondern vielmehr das Chance-Risikoprofil jeder einzelnen Anlage im Blick haben, ganz gleich ob Anleihe oder Aktie. Auf Anlagegelegenheiten warten – und die dann auch nutzen. Opportunistisch investieren. Denken wie ein Kaufmann – der Gewinn liegt schließlich auch im Einkauf.

Denn eines erscheint uns vergleichsweise gewiss: Die Inflationsraten dürften nach vorne schauend deutlich über denen der vergangenen Jahre liegen. Es braucht also auch künftig, trotz des jüngsten Renditeanstiegs am Anleihemarkt, weit mehr als das Festgeldkonto oder eine reine „Buy-and-Hold-Strategie“ von Bundesanleihen, um Vermögen real, also nach Abzug der Teuerungsrate, zu erhalten. Denn dass die Notenbanken das Zinsniveau angesichts der Verschuldung weltweit so stark anheben, dass der Zins die Inflation überkompensiert, ist wenig wahrscheinlich.

Geduld wird belohnt

Es braucht also, um langfristig ein Vermögen zu erhalten, Investments, die ausreichend Renditepotenzial bieten. Einzelne (Unternehmens)Anleihen etwa, deren Kurse vorübergehend über Gebühr abgestraft worden sind und die nach vorne schauend ein deutlich attraktiveres Chance-Risikoprofil offerieren.

Vor allem aber Aktien guter Unternehmen, liquide Sachwerte, die langfristig, also über viele Jahre, im Schnitt Renditen von rund 8 Prozent bieten.

Eines aber ist auch klar: Der Preis für den Vermögenserhalt, der Preis für höhere Renditen, den Anleger zu zahlen bereit sein müssen, ist die Inkaufnahme von Kursschwankungen, zum Teil kräftiger Kursschwankungen. Das gilt heute mehr denn je, auch (oder gerade) für defensivere Anleger. Wer nicht aushält, dass sein Vermögen zwischenzeitlich mal weniger wert ist, der wird es langfristig real auch nicht erhalten können – leider.

Wer das kann, braucht neben der gehörigen Portion Schwankungstoleranz noch eine zweite Eigenschaft: Geduld. Wobei Geduld Zeit voraussetzt. Wer beides hat, Zeit und auch Geduld, dazu ein Portfolio aus sorgsam zusammengestellten Anlagen, der kann Kursrücksetzer aussitzen, ohne sich allzu sehr ängstigen zu müssen. Die Zeit arbeitet für ihn oder sie.

Wer dagegen das investierte Geld in einem oder zwei Jahren benötigt, der ist an der Börse nicht gut aufgehoben. Er oder sie sollte das Geld besser auf Sparbuch oder Tagesgeldkonto packen.

 

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