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Gesellschaft
6 Minuten

Regulierung oder Klimawandel – was ist schlimmer?

- Theresa Eyerund

Überbordende Bürokratie schadet der Nachhaltigkeit. Dennoch braucht es einen differenzierten Blick auf das Thema.

Die Regulierung für mehr Nachhaltigkeit ist in der Vergangenheit schwer in Verruf geraten, insbesondere den vergangenen Monaten. Sie habe die deutsche Wirtschaft in die missliche Lage gebracht, in der sie heute steckt, heißt es mitunter; durch übertriebene Wokeness spalte sie die Gesellschaft und löse einen Rechtsruck aus. Die Kosten für die Konsumenten – vermutlich immens.

Die Abneigung gegenüber Bürokratie im Allgemeinen lastet schwer auf dem Thema Nachhaltigkeit. Dabei haben die „Brüsseler Bürokraten“ zuletzt durchaus Zugeständnisse gemacht: So sollen die Nachhaltigkeitsberichtspflichten für Unternehmen durch das Omnibus-Vorhaben vereinfacht und verschlankt werden.

Ein geplantes Entwaldungsgesetzt wurde verschoben; es sollte beispielsweise Kaffee-Ketten dazu verpflichten, sicherzustellen, dass sie keine Rohstoffe aus entwaldeten Gebieten beziehen (und dies mit Geodaten nachweisen).

Bei aller Notwendigkeit für Bürokratieabbau und Vereinfachungen – eines wird bei derlei Rollen rückwärts gerne vergessen, nämlich der ursprüngliche Grund für die Gesetze: der Klimawandel!

Klima- und Biodiversitätsgesetze sind nicht ausschließlich Ergebnis eines woken Moralimperialismus. Sie sollen vor allem die (realen) Risiken und Folgen des Klimawandels – Missernten, Infrastrukturzerstörung, die Kosten für Gesundheit usw. – mindern.

Kostentreiber Klimawandel

Ein besonders plakatives Beispiel dafür ist Kaffee, dessen Preis in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Neben Gründen der Nachfrage, steigenden Energiepreisen und Handelsaspekten sind es vor allem die immer häufiger auftretenden Extremwetterereignisse im sogenannten Kaffeegürtel nördlich und südlich des Äquators, die den Preis in die Höhe treiben.

Ausgedehnte Hitzeperioden und darauffolgender Starkregen führen immer häufiger zu Ernteausfällen, schlimmer noch: zur Unbrauchbarkeit von Anbaugebieten. Regulierung lässt sich durchaus auf die Liste der Preistreiber hinzufügen; sie dürfte sich aber vermutlich eher auf den hinteren Rängen wiederfinden.

Einer der größten reinen Kaffee- und Teefirmen weltweit schätzt in einer Risikoanalyse den Preisanstieg für Rohmaterialien, der durch die Umsetzung von Entwaldungsgesetzen folgen könnte, ab 2026 auf ein bis 1,5 Prozent. Die Kosten, die durch Klimawandel entstehen werden, sind nicht beziffert. Sie würden aber vermutlich nicht weiter steigen, da man vorhabe, die seit Jahren durchgeführten Programme wie Schulungen für Farmer, Entwicklung neuer Anbautechnologien und Forschung zu klimaresistenten Bohnenarten fortzusetzen. Wie hoch die Kosten für diese Programme bereits waren und weiter sein werden, wird ebenfalls nicht beziffert. Dass signifikante Kosten entstanden sein müssen, liegt aber nahe.

Der Aufschub des Entwaldungsgesetzes wird also nicht zur Stagnation des Preisanstiegs oder gar zu einem Preisrückgang führen. Auf der anderen Seite ist aber auch nicht klar bezifferbar, wie viel Nutzen die Umsetzung einer solchen Richtlinie kurzfristig tatsächlich für Natur und Klima hätte. Die Kosten sind es hingegen schon.

Gute Regulierung statt unnützer Bürokratie

Wenn Unternehmen also einen unbürokratischen Weg fänden, diesen auch einschlagen würden, um Klimawandel und Biodiversitätsverlust zu verringern, wäre das natürlich die bevorzugte Lösung. Dann entstünden auch keine Bürokratiekosten (sicher aber dennoch Umsetzungskosten für die wie auch immer gearteten Projekte).

Wären da nicht das „Trittbrettfahrertum“ und die „Tragödie der Gemeinschaftsgüter“, beides den Ökonominnen und Ökonomen wohlvertraute Phänomene. Ein unbürokratischer, freiwilliger Weg wird meistens nicht von allen Playern gleichermaßen eingeschlagen (Trittbrettfahrer).

Weniger zum öffentlichen Gut (Natur- oder Klimaschutz) beizutragen, kann kurzfristig zudem eine attraktive Strategie sein, die dann meistens aber auch alle anderen „guten“ Player verprellt oder vom Markt verdrängt (Tragödie der Gemeingüter).

Die Lösung für dieses bekannte Dilemma findet die Institutionenökonomik in – Achtung Markteingriffe! - Eigentums- und Verfügungsrechten. Nutzungsregeln und staatlichen Regulierungen wie Quoten oder Steuern.

Die Koordination von unterschiedlichen Marktteilnehmern in unterschiedlichen Ländern und Regionen weltweit ist schon schwer genug. Die Integration von zukünftigen Generationen und ihren Interessen in eine solche Gemengelage scheint fast unmöglich.

Ja, die Regulierung muss zwingend angepasst werden, damit sie tatsächlich zum gewünschten Effekt führt! Keine Regulierung als Antwort auf diesen Reformbedarf zu fordern, greift aber zu kurz.

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