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Fünf Gründe für Aktien

Für die meisten Aktien war es kein gutes erstes Halbjahr und das Umfeld bleibt schwierig. Warum es dennoch lohnen kann, durchzuhalten. Ein Artikel von Kubilay Yalcin.

Mehr als 20 Prozent Minus bei Aktienindizes wie dem deutschen Dax oder dem US-amerikanischem S&P 500  – das erste Halbjahr 2022 war für viele Anleger und Anlegerinnen schwierig. Immerhin konnten Portfolios, die wie bei uns weltweit ausgerichtet sind und wo Währungsrisiken nicht (vollständig) abgesichert werden, Verluste teilweise durch den starken US-Dollar abfedern. Und im Juli ging es an den Börsen wieder merklich „bergauf“.

Doch die hohe Inflation , der Krieg in der Ukraine und Lieferkettenprobleme belasten weiter. Die Rezessionsangst wächst. Warum es dennoch lohnen kann, an einer auf Aktien ausgerichteten Anlagestrategie festzuhalten.

1. Bei hoher Inflation helfen Sachwerte

Nach Zinserhöhungen dürfte das „Verwahrentgeld“ auf Konto-Guthaben zwar endlich entfallen. Dennoch bringt Festgeld (immer noch) kaum Erträge. Und selbst die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen reichen bei weitem nicht, um die Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation auszugleichen, selbst wenn wir noch ein oder zwei Zinsschritte sehen sollten. Die Realzinsen sind und bleiben negativ, und bei Nominalwerten ist weiter mit sicheren, realen Verlusten zu rechnen.

Sachwerte sind daher für Anleger und Anlegerinnen ohne Alternative, sofern sie ihr Geld langfristig anlegen und ihr Vermögen mindestens erhalten wollen. Und hierzu zählen neben selbstgenutzten Immobilien und etwas Gold aus unserer Sicht vor allem Aktien. Denn sie bieten als einzige Anlageklasse die Chance auf ausreichend hohe Renditen, um die Inflation auf lange Sicht zu schlagen.

2. Langfristig denken

Schwankungen an den Aktienmärkten ( Volatilität ) werden von Anlegern besonders gefürchtet. Jedoch übertreibt der Aktienmarkt immer wieder temporär nach oben, ebenso wie auch nach unten. So trafen auch im ersten Halbjahr Kursturbulenzen den breiten Aktienmarkt.

Für den, der langfristig ausgerichtet ist und bisher noch wenig in Aktien investiert ist, können die gefürchteten Kursschwankungen sogar die Chance bieten, zu relativ tiefen Einstiegskursen in attraktive Unternehmen zu investieren. Denn langfristig orientieren sich die Kurse am ökonomischen Erfolg der Unternehmen.

3. Aktie ungleich Aktie

Der Gewinn liegt bekanntlich im  Einkauf. Und wenn die Einstiegskurse günstig sind, ist es wie bei herkömmlichen rabattierten Käufen wichtig, echte Schnäppchen von Ramsch zu unterscheiden. Wir fokussieren bei den Aktien in unseren Portfolios seit vielen Jahren auf Qualität.

Und Qualität bedeutet: Wir suchen solide finanzierte Unternehmen mit lukrativen und möglichst stabilen Geschäftsmodellen, die über eine lange Zeit bewiesen haben, dass sie attraktive Erträge erwirtschaften können. Unternehmen, von denen unserer Analysten erwarten, dass sie auch in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit steigende Erträge erzielen können und auf absehbare Zeit wohl kaum von der Konkurrenz aus dem Markt gedrängt werden.

In Zeiten, in denen vor allem Unternehmen mit Preissetzungsmacht der Inflation trotzen, ist Qualität, wie wir sie verstehen, im Vorteil. Solche Unternehmen zeichnen sich meist durch überlegene Produkte und einer ausgezeichneten Wettbewerbsposition aus. Beides sind wiederum grundsätzlich wesentliche Bestandteile unserer Analyse. Mit den Aktien solcher Unternehmen, die wir sinnvoll weltweit und über mehrere Branchen diversifizieren, fühlen wir uns gut gewappnet.

4. Gewinnrezession nicht in Sicht

Derzeit dominiert aber auch die Angst vor einer Rezession . Technisch gesehen bedeutet das, dass zwei Quartale in Folge das Bruttoinlandsprodukt einer Volkswirtschaft sinkt. Was heißt das für die Geldanlage?

Wir haben beispielsweise in den USA in einer Phase mit einer Inflation von neun Prozent, einen Wachstumsrückgang um möglicherweise 0,9 bis einen Prozentpunkt. Und das bedeutet, dass die Wirtschaft dort immer noch um acht Prozent wächst, also die Umsätze der Unternehmen im Land entsprechend durchschnittlich steigen. Nur wird dieser Zuwachs dann vor allem durch den Preisanstieg bedingt und weniger über das Mengenwachstum.

Tatsächlich haben Analysten, wie in den meisten Jahren, für die 500 Unternehmen des S&P Index zu Jahresbeginn erwartet, dass die Unternehmensgewinne 2022 im Durchschnitt steigen werden. Trotz Ukrainekrieg, Inflationssprung und Zinserhöhungen lagen dann die Prognosen zum Halbjahresende nochmals höher. Bestätigen Unternehmensberichte dieses Bild, dann wären die Bewertungen auch angesichts der Kurseinbrüche teils wieder attraktiv.

5. Market-Timing ist gefährlich

Die Qualität eines Investments immer wieder kritisch auf den Prüfstand zu stellen, gehört selbstverständlich zu unseren Aufgaben als Investor. Dies sollte jedoch unabhängig von temporären Kursbewegungen geschehen.

Im ersten Halbjahr stiegen mit dem beginnenden Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen die Energiepreise. Unternehmen der Öl- und Gasindustrie  waren an der Börse die Gewinner. Gleichzeitig büßten Wachstumswerte, die hohe Gewinne in der Zukunft erwarten lassen, durch die US-Zinserhöhungen an Wert ein, weil künftige Gewinne stärker abgezinst werden, sich also der Multiplikator ändert.

Im Vorfeld wurde häufig zu einer „Style-Rotation“ geraten; also aus Wachstumswerten auszusteigen und etwa bei Energie- und Rohstoffwerten einzusteigen. Von solchen Strategien halten wir wenig, zumal Aktien, die nur durch Konjunkturbewegungen stark gewinnen und verlieren können, in unseren Portfolios unterrepräsentiert sind.

Wir finden, dass Risiko und Ertrag dabei in keinem Verhältnis stehen. Wie schwierig es ist, den Markt zu timen, also den optimalen ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden, zeigt auch eine Statistik. Immer, wenn es zwei negative Quartale mit insgesamt mindestens 20 Prozent Minus beim US- Aktienindex S&P 500 gab, ging es danach nach oben. Oft war die Erholung danach beträchtlich. Die Strategie, in Krisenzeiten auszusteigen und nach den Turbulenzen wieder dabei zu sein, ist also wenig erfolgversprechend.

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