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Geldanlage
2 Minuten

„Müssen wir nun absichern?“

- Philipp Vorndran

Ein Gespräch mit dem Kapitalmarktstrategen Philipp Vorndran zur Stärke des US-Dollars – und was sie für Anleger und Anlegerinnen bedeutet.

Herr Vorndran, seit Jahresbeginn hat die US-Währung gegenüber dem Euro stark zugelegt. Wieso?

Am Devisenmarkt kam es bereits seit 2021 zu ausgeprägten Bewegungen – und im vergangenen Jahr war der US-Dollar der unangefochtene Gewinner. Der Greenback legte allein seit Jahresbeginn um rund zehn Prozent gegen­über dem Euro zu. Einer der Gründe: Die US-Notenbank hat die Leitzinsen, die zu Beginn des Jahres in einer Bandbreite von 0,00 bis 0,25 Prozent lagen, auf 4,25-4,50 Prozent angehoben. Die Europäische Zentralbank (EZB) liegt da hinter der Kurve, wobei ihre Aufgabe natürlich auch ungleich komplexer ist. Somit ist die Zinsdifferenz, also der Abstand zwischen den Renditen, über die gesamte Zinskurve für deutsche und US-Staatsanleihen beträchtlich. Aktuell tendiert der US-Dollar aber eher zur Schwäche.

Warum?

Auch das hat viele Gründe. Wahrscheinlich war der geldpolitische Gleichlauf am wichtigsten, nachdem die EZB zunächst mit Zinsanhebungen gezögert hatte. Dazu beigetragen haben dürften die Diskussionen um den Peak der Inflation in den USA und die Kommentare aus der US-Notenbank. Selbst die Midterm-Wahlen dürften einen Einfluss gehabt haben: Etwa zur gleichen Zeit, als die Wahlergebnisse in den USA ergaben, dass die Demokraten, anders als prognostiziert, nicht ihre Mehrheit in Senat werden abgeben müssen, kam es beim Euro-Dollar- und Yen-US-Dollar- Wechselkurs zu einem Gummibandeffekt. Das bedeutet: Nach etwa zwei Jahren Aufschwung beim US-Dollar bewegen sich die Kurse nun nach unten.

Hat sich damit das Blatt gewendet? Müssen wir US-Dollar-Investments nun wieder absichern?

Diese Frage sollten sich unseres Erachtens immer nur diejenigen stellen, die zu weniger als 50 Prozent mit ihrem Vermögen im Euroraum investiert sind. Diversifikation bei und durch Währungen bleibt aus unserer Sicht auch in der Zukunft sehr wichtig, nicht zuletzt, weil die Zinsdifferenz – also der Vergleich von Renditen einjähriger US-Staats- und deutschen Bundesanleihen – gegen den Euro läuft. Und Europa an Wettbewerbsfähigkeit weiter verliert.

Dennoch gibt es Hoffnung.

Auf was?

Auf einen schwächeren US-Dollar.

Mancher hegt die Hoffnung, dass die US-Notenbank in Zukunft den Fuß stärker von der Bremse nehmen könnte als die Europäische Zentralbank (EZB), so dass sich beide Geldpolitiken wieder etwas angleichen.

Kommt es so weit?

Gut möglich. Wirkt doch Geldpolitik mit Zeitverzögerung und nachdem die US-Inflation unlängst eine Reaktion gezeigt und abgeschwächt hat, könnte US-Notenbank-Chef Jerome Powell etwas Dynamik bei der Zinspolitik rausnehmen. Was natürlich nicht bedeuten muss, dass er zu einem späteren Zeitpunkt die Zinsschraube wieder stärker anzieht. So oder so, Jerome Powell hat den Vorteil, dass er sich auf die Kernaufgabe einer Notenbank konzentrieren kann, die Geldwertstabilität.

Für europäische Unternehmen war der schwache Euro aber durchaus hilfreich?

Richtig. Die Währungsentwicklung war in diesem Jahr neben der Inflation ein Treiber für die Unternehmensgewinne. Für US-Unternehmen bedeutete der starke US-Dollar hingegen Gegenwind. Analysten erwarten für das Gesamtjahr ein Gewinnplus von 7,7 Prozent bei US- Aktien , während es beim weltweiten AktienindexMSCI World bei etwa zehn Prozent und bei europäischen Aktien zweistellig ausfällt. 

Aber Sie sind skeptisch?

Die Gewinnschätzungen für 2023 fallen bescheidener aus. Und nun ist auch die Wirkung seitens der Währung tendenziell umgekehrt. Es gibt also für den US- Aktienmarkt Rückenwind. Außerdem sind im US-Aktienindex S&P 500 weniger Zykliker gelistet als im europäischen Pendant, was ebenfalls helfen sollte.

Sie bevorzugen also US-Unternehmen?

Wir suchen Qualitätsaktien – und die finden wir nun mal häufiger in den USA als in Europa oder Asien.  Anleger und Anlegerinnen sollten vor allem in sorgfältig ausgesuchte Unternehmen investieren, die trotz Krise dauerhaft Gewinne schreiben können – egal ob ihre Aktien nun in New York notieren oder in Frankfurt oder Zürich.

Vielen Dank für das Gespräch.

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