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Geldanlage
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Schrumpfende Heuhaufen

Börsengehandelte Indexfonds (ETF) sind gefragt. Dabei erfüllen sie oft nicht mehr ihre ursprüngliche Mission, zeigt eine Analyse des Flossbach von Storch Research Institute.

Im Jahr 1975 gründete der US-amerikanische Ökonom John Bogle die Vanguard-Gruppe. Ein Jahr später bot er ein Produkt an, das die Finanzwelt revolutionieren sollte: Mit dem Indexfonds (Exchange Traded Fund (ETF)) Vanguard 500 Index Fund kam erstmals ein aktienbasiertes Portfolio auf den Markt, bei dem die Papiere nicht von Fondsmanagern oder Vermögensverwaltern selektiert wurden. Stattdessen bildete Bogle den ganzen Markt ab. Das Anlegerportfolio war damit automatisch breit gestreut und sollte exakt die Chance bieten, nahezu (abzüglich Kosten) eins zu eins von der Marktentwicklung zu profitieren. Statt also die Nadel im Heuhaufen zu suchen, nahm Bogle einfach den ganzen Heuhaufen ins Portfolio.

Heute beträgt das verwaltete ETF-Vermögen mehr als zehn Billionen US-Dollar. Mit dem Erfolg wurde aber die Ursprungsidee des ETF-Erfinders immer mehr verwässert, zeigt Christof Schürmann, Senior Research Analyst beim Flossbach von Storch Research Institute in seiner neuen Studie „Bogle auf den Kopf gestellt". 

Tausende ETFs

Das ETF-Geschäft ist auf der einen Seite hoch skalierbar und das Geschäft daher einerseits sehr konzentriert. Zwei Drittel des verwalteten Kapitals entfallen auf nur zehn Anbieter. Mehr als jeder siebte in ETFs investierte Dollar weltweit liegt in den größten fünf Produkten. Abseits dieser Dickschiffe wird jedoch eine Masse an ETFs angeboten. Anleger und Anlegerinnen haben die Qual der Wahl zwischen 11.000 Produkten.

Selbst in vermeintlich breit diversifizierte Indexfonds erreichen Anleger und Anlegerinnen aber nicht mehr die ursprünglich beabsichtigte Diversifikation ihrer Investments. Vielmehr bilden die populärsten Fonds inzwischen ein auf Technologiewerte konzentriertes Portfolio ab. So beträgt der Anteil dieser Werte in ETFs auf den US-Aktienindex S&P 500 knapp 30 Prozent. In jenen, die den globalen Aktienindex MSCI Welt spiegeln, lag der Anteil per Ende 2021 bei annähernd 28 Prozent. Zudem dominieren derzeit sieben Unternehmen die Indexwelt: Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, Alphabet, Meta und Nvidia. Im gesamten S&P 500 mit seinen zuletzt 505 Aktien machen die „glorreichen“ Sieben gut 26 Prozent aus. Im Nasdaq 100 und sich darauf beziehenden ETFs lag ihr Gewicht zuletzt bei sogar fast 49 Prozent, im MSCI Welt sind es 17,6 Prozent.

Große Nadeln, wenig Heu

„Sei niemals ganz drin, aber auch niemals ganz draußen aus dem Markt“ – diesen Ratschlag gab John Bogle, 89-jährig, in einem seiner letzten Interviews im September 2018. Jeder Anleger solle sich gemäß seiner Wohlfühlquote in Aktien engagieren, und davon auch bei starken Kursschwankungen nicht ablassen. „Seine ursprüngliche Idee mit einem ETF in ein breites Universum und damit möglicherweise weniger volatil oder riskant zu investieren, lässt sich jedoch inzwischen kaum noch umsetzen,“ sagt Studienautor Schürmann. Wer heute den „ganzen Aktienmarkt“ kaufen wolle, gehe oft in die Irre. Auch in den angeblich den globalen Markt abbildenden Aktien-ETFs hätten inzwischen wenige Einzeltitel ein hohes Gewicht. Wer also heute „passiv“ investiert, kauft ein paar große Nadeln in einem ziemlich kleinen Heuhaufen.

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