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Geldanlage
3 Minuten

Über „Highflyer“ und Bruchpiloten

- Dr. Bert Flossbach

Die Aktienmärkte haben die Corona-Pandemie längst abgehakt, so liest man immer wieder. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Rein gefühlsmäßig war 2020 kein schlechtes Anlagejahr für Aktien. Trotz der Probleme einzelner, von der Pandemie besonders hart getroffener Branchen – wie etwa der Luftfahrtindustrie oder Reisebranche – erwecken einige prominente „Highflyer“ aus dem Technologiesektor den Eindruck, dass es insgesamt doch recht ordentlich gelaufen ist. Dies gilt auch für ganze Aktienmärkte. Zumindest, wenn die Highflyer in den entsprechenden Indizes hoch genug gewichtet sind.

So konnte der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 in den ersten drei Quartalen immerhin einen Gesamtertrag aus Kursgewinnen und Dividenden von 5,1 Prozent erzielen (in Euro gerechnet: plus 0,7 Prozent). Auch der globale Aktienindex MSCI World, der einen signifikanten Anteil an US-Werten enthält, konnte seine Verluste weiter reduzieren und lag Ende September nur noch mit 2,6 Prozent im Minus (inkl. Dividenden, in Euro gerechnet).

Alles gut am Aktienmarkt?

Unter der Oberfläche ergibt sich allerdings ein anderes Bild: Die Divergenz zwischen einzelnen Regionen und Sektoren ist so groß wie selten zuvor. Während sich die US-Börse, getrieben von den großen Tech-Unternehmen, weitgehend von der schwachen Wirtschaftsentwicklung abgekoppelt hat, leiden viele europäische Aktien immer noch unter dem Einbruch der Wirtschaft.

So verloren zahlreiche Titel im dritten Quartal weiter an Boden und notieren teilweise wieder auf den Niveaus von Ende März. Besonders schwach haben sich auf Jahressicht die Aktienmärkte in Spanien mit minus 28 Prozent, in Großbritannien mit minus 20 Prozent sowie in Frankreich und Italien mit minus 18 Prozent entwickelt (jeweils inklusive Dividendenzahlungen), während der deutsche Leitindex DAX auch im dritten Quartal einen Gewinn verzeichnen und damit den Großteil seiner Verluste wieder aufholen konnte. Seit Jahresanfang beträgt das Minus bis zum Ende des dritten Quartals nur noch 3,7 Prozent, was auch auf die vergleichsweise glimpflichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft und die starke Erholung im wichtigen Absatzmarkt China zurückzuführen ist.

Spreu und Weizen

Noch deutlicher als die regionalen Unterschiede sind die Differenzen zwischen einzelnen Branchen. In den vergangenen Monaten hat sich die Lücke zwischen den voraussichtlichen Gewinnern und Verlierern der Pandemie sogar noch ausgeweitet.

Es wird wohl noch länger dauern, bis Impfstoffe die Welt gegen Covid-19 immunisiert haben und die Einschränkungen unseres Lebens vorüber sind. An den Aktienmärkten hat sich die Differenzierung zwischen voraussichtlichen Gewinnern und Verlierern der Pandemie fortgesetzt.

Die Bewertung von Technologieunternehmen, die zu den eindeutigen Gewinnern zählen, ist deutlich gestiegen. In einem Aktienportfolio gilt es, neben dem Fokus auf Qualität eine gute Balance zwischen Wachstumspotenzial und Ertragssicherheit zu finden.

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