Nach der Pleite des größten Immobilienentwicklers Evergrande bleibt es in China ruhig. Doch welches Bild zeichnet sich in den sozialen Medien ab?
Obwohl sich das Drama lange abzeichnete, war es ein Paukenschlag, als Ende Januar der chinesische Immobilienentwickler Evergrande in die Insolvenz rutschte. Der Konzern steht mit 300 Milliarden US-Dollar bei Schuldnern in der Kreide – davon 280 Milliarden in China.
Erst im Oktober 2023 war bekannt geworden, dass auch der Entwickler Country Garden überfällige Schulden hat. Unterm Strich dürften von den Insolvenzen viele tausend Wohnungskäufer betroffen sein. Dennoch hört man kaum etwas von ihnen.
Das war 2022, als mehrere kleine Entwickler Insolvenz anmelden mussten, anders. Damals zitterten viele Menschen, die lange auf eine Wohnung gespart hatten, um ihre Anzahlung. Bilder von Betroffenen, die in unfertige Wohnungen eingezogen waren, gingen um die Welt.
Denn bei Neubauten funktioniert ein Wohnungskauf in China anders als in Deutschland. Bei uns ist das „Presale“- Modell üblich: Dabei sind etwa 30 Prozent der Kaufsumme bei Vertragsabschluss und damit vor der Wohnungsübergabe an den Entwickler zu überweisen. Auch der Wohnungskredit läuft ab diesem Zeitpunkt. Danach dauert es in der Regel zwei Jahre, bis die Wohnung bezugsfertig ist. Wohnungskäufer müssen in dieser Zeit die Miete für die alte Wohnung plus die Kreditrate stemmen.
Wie also geht es Käuferinnen und Käufern, die von den jüngsten Pleiten im Immobiliensektor betroffen sind? Dazu gibt es auch in China nur wenige Schlagzeilen. Daher haben wir Beiträge in den chinesischen sozialen Medien ausgewertet. Hier zu recherchieren, mag kein systematischer, wissenschaftlich fundierter Ansatz sein. Dafür zeichnet sich aber aus unserer Sicht ein relativ glaubwürdiges Bild ab. Hier das Ergebnis einer entsprechenden Suche mit Begriffen wie „Evergrande“, „Country Garden“ und „Fertigstellung“:
Unterm Strich entstand der Eindruck, dass wohl fast alle problematischen Wohnprojekte am Ende erfolgreich abgeschlossen werden. Das Vertrauen in das chinesische „Presale“-Modell hat aber Risse bekommen: Zum einen müssen die meisten Betroffenen Abstriche hinnehmen, für die sie nicht entschädigt werden.
Dagegen haben Banken und Regulatoren beim „Presale“-Modell ihren Überwachungsjob offenbar nicht gut gemacht, ohne dafür bestraft zu werden. Auf längere Sicht könnte das Modell womöglich sogar vom Markt verschwinden.
Einige Provinzen haben bereits ankündigt, dass Wohnungen ab einem bestimmten Zeitpunkt nur als „Spot“-Produkte zu verkaufen sind, also erst verkauft werden, nachdem sie fertiggestellt sind. Auch soll das Angebot von Sozialwohnungen schnell steigen.
Verschiedene Fachbegriffe aus der Welt der Finanzen finden Sie in unserem Glossar erklärt.
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