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Dreimal „D“ – und die Preise steigen

Lieferkettenprobleme sind ein Grund für die gestiegene Inflation, wirken aber wohl temporär. Drei kaum beachtete Faktoren könnten die Preise langfristig treiben.

Die Inflation hat sich zurückgemeldet und es spricht aus unserer Sicht einiges dafür, dass sie bleibt. Selbst wenn sich die aktuellen Engpässe im nächsten Jahr weitgehend auflösen sollten, dürfte sich aufgrund der zu erwartenden Zweitrundeneffekte ein höherer Inflationssockel bilden. Und mittel- und langfristig kommen mit den drei „D“ in Form von Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Demographie weitere Inflationstreiber hinzu.

So ist derzeit viel von den unmittelbar auf die Inflation wirkenden Faktoren die Rede, die möglicherweise aber nur temporär wirken. Also den steigenden Energie- und Strompreisen, den pandemiebedingt unterbrochenen Lieferketten, der Knappheit von Arbeitskräften in einigen Branchen und dem Wachstum der Geldmenge, auch durch die umfassenden Corona-Hilfsmaßnahmen.

Sollte der Inflationsbuckel nun länger anhalten und zu höheren Inflationserwartungen führen, könnte sich ein neues Inflationsregime etablieren, also ein Inflationsniveau das dauerhaft bei mehr als zwei Prozentpunkten liegt. Hierbei dürften vor allem die sogenannten Zweitrundeneffekte, insbesondere höhere Lohnforderungen in den zukünftigen Tarifverhandlungen, eine Rolle spielen.

Selbst wenn sich der Inflationsbuckel bis dahin wieder zurückgebildet haben sollte, werden die Gewerkschaften hierzulande den diesjährigen Inflationsschub nicht einfach vergessen, sondern unseres Erachtens einen Nachschlag fordern. Und dies würde dann den Inflationssockel anheben.

Hinzu kommen weitere drei strukturelle Faktoren, die langfristig zu einem höheren Inflationsniveau führen könnten:

  • Die Deglobalisierung, ein struktureller Preistreiber. Weltweit steigen derzeit die Lieferzeiten für Güter, weil es an Vorprodukten fehlt. Diese Lieferkettenprobleme veranlassen viele Unternehmen zu einer breiteren Verteilung ihrer Aufträge, um Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten zu verringern; teilweise aber auch zu einer Renationalisierung ihrer Produktionsstätten. Doch die Strategie Resilienz statt Effizienz erhöht die Kosten.
     
  • Die Dekarbonisierung ist nicht umsonst zu haben. Mehr Klimaschutz steht weltweit auf der Agenda der politischen Entscheidungsträger. Dieser ist aber nicht umsonst zu haben. Die geplante Energiewende wird zumindest in Europa zu einem deutlichen Anstieg der CO2-Preise führen, was sich unmittelbar in den Portemonnaies der Verbraucher (Strom, Benzin, Gas) niederschlägt, aber auch in steigenden Produktionskosten der Unternehmen resultiert. Letztere werden wiederum versuchen, die Mehrkosten an ihre Kunden weiterzureichen. Mittelbar schlägt sich die Dekarbonisierung somit in höheren Preisen nieder.
     
  • Die Demographie verstärkt den Lohndruck. In den kommenden Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und den schon jetzt in Deutschland spürbaren Mangel an Fachkräften weiter verschärfen, was den Druck auf die Lohnkosten erhöht. Eine wachsende Zahl älterer, nicht mehr berufstätiger Menschen dürfte unseres Erachtens zudem die Kosten der Kranken- und Rentenversicherung und damit wiederum die Lohnkosten erhöhen.

Eine dauerhaft höhere Inflation erscheint uns also wahrscheinlich. Mit einer Hyperinflation, wie etwa in Deutschland der zwanziger Jahre, rechnen wir allerdings eher nicht. Dennoch müssen Sparerinnen und Sparer in einem Umfeld dauerhaft niedriger Zinsen mit einem realen Wertverlust des Vermögens rechnen, wenn sie ihren Sparbücher, Tages- und Festgelder weiterhin die Treue halten.

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