Skip to Content
Geldanlage
4 Minuten

Gold schützt doppelt

- Dr. Bert Flossbach

Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn kräftig gestiegen. Vor allem bei professionellen Anlegern steigt die Nachfrage. Das liegt an der besonderen Funktion von Gold in Krisenzeiten.

Gold ist gefragt wie lange nicht mehr. Das zeigt sich im Preis, der vor allem von einer deutlichen Zunahme der Nachfrage von Investoren profitieren konnte. Allein in den ersten fünf Wochen des dritten Quartals stiegen die Bestände der Gold-ETFs um fast 200 Tonnen auf knapp 3.400 Tonnen und trieben den Goldpreis erstmals über die Marke von 2.000 US-Dollar je Unze.

Nach dem Erreichen des Rekordhochs von 2.075 US-Dollar setzte dann eine Korrektur ein, die den Preis wieder auf knapp 1.900 US-Dollar sinken ließ. Seit Jahresanfang ist der Goldpreis in US-Dollar bis zum Ende des dritten Quartals damit aber immer noch um 24 Prozent gestiegen; in Euro gerechnet sind es 19 Prozent.

Gold in Zeiten ohne Zinsen

Ob die im Zuge der Pandemie deutlich gestiegene Nachfrage nach Investment-Gold – ablesbar an den Zuflüssen in Gold-ETFs – als Indiz für gestiegene Inflationserwartungen gewertet werden kann, sei dahingestellt. Auffällig ist allerdings, dass sich seit 2016, als Staatsanleihen der Eurozone erstmals negative Renditen aufwiesen, das Volumen in Gold-ETFs von rund 1.500 Tonnen auf rund 3.400 Tonnen mehr als verdoppelt hat. Im gleichen Zeitraum ist der Goldpreis um mehr als 40 Prozent gestiegen.

Offensichtlich haben auch die niedrigen beziehungsweise negativen Zinsen eine positive Auswirkung auf den Goldpreis. Gold zahlt bekanntlich keine Zinsen, verlangt aber auch keine negativen, wenn man von den Lagerkosten (ca. 0,1 Prozent pro Jahr) einmal absieht. Früher waren die Opportunitätskosten entgangener Zinserträge eine Bürde für Goldinvestoren.

Heute ist es umgekehrt: Gold ist rentierlicher als alle Bundesanleihen, deren Rendite zum Ende des dritten Quartals zwischen minus 0,76 Prozent (dreijährige Laufzeit) und minus 0,11 Prozent (dreißigjährige Laufzeit) liegt. Bei US-Staatsanleihen liegen die Renditen zwar noch leicht über null, aber auch hier ist die Attraktivität im Vergleich zu zinslosem Gold auf ein historisches Tief gefallen.

Gold schützt doppelt

Derart niedrige Renditen zeigen, dass am Anleihemarkt noch keine Inflationsangst zu spüren ist. Ansonsten würden Anleger in Bundesanleihen kaum einen garantierten nominalen Verlust von fünf Prozent über zehn Jahre akzeptieren oder die Bereitschaft zeigen, mit dem Erwerb einer dreißigjährigen Anleihe einen Verlust von insgesamt drei Prozent bis zum Jahre 2050 in Kauf zu nehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kauf solcher Papiere und deren Halten bis zur Fälligkeit eine bessere Wertentwicklung als eine zinslose Anlage in Gold erzielt, tendiert unserer Erwartung nach gegen null.

Man könnte natürlich einwenden, dass eine dauerhafte Deflation aus negativen Nominalrenditen positive Realrenditen macht und die Attraktivität von Anleihen gegenüber Gold erhöht. Dieses Szenario würde allerdings eine Weltwirtschaftskrise und den Zusammenbruch der sozialen Sicherungssysteme implizieren, weshalb man es entweder als rein theoretisch verwerfen oder darin einen weiteren Grund für die Goldanlage erkennen könnte.

Die Absicherungsfunktion von Gold ist also doppelter Natur: Zum einen gegen Inflation und zum anderen für den Fall, dass diese ausbleibt.

Das könnte Sie auch interessieren

Glossar

Verschiedene Fachbegriffe aus der Welt der Finanzen finden Sie in unserem Glossar erklärt.

Die neuste Ausgabe der Position

„Innovation oder Revolution?“

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde, auch (oder besser: insbesondere) an der Börse. Aktien, die als die großen KI-Profiteure gelten, haben ein Hoch nach dem anderen erklommen, bevor so manche von ihnen Anfang August korrigierten. Was bedeutet das langfristig für Anlegerinnen und Anleger?

 

RECHTLICHER HINWEIS

Diese Veröffentlichung dient unter anderem als Werbemitteilung.

Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen und zum Ausdruck gebrachten Meinungen geben die Einschätzungen von Flossbach von Storch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Angaben zu in die Zukunft gerichteten Aussagen spiegeln die Zukunftserwartung von Flossbach von Storch wider, können aber erheblich von den tatsächlichen Entwicklungen und Ergebnissen abweichen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann keine Gewähr übernommen werden. Der Wert jedes Investments kann sinken oder steigen und Sie erhalten möglicherweise nicht den investierten Geldbetrag zurück.

Mit dieser Veröffentlichung wird kein Angebot zum Verkauf, Kauf oder zur Zeichnung von Wertpapieren oder sonstigen Titeln unterbreitet. Die enthaltenen Informationen und Einschätzungen stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar. Sie ersetzen unter anderem keine individuelle Anlageberatung.

Diese Veröffentlichung unterliegt urheber-, marken- und gewerblichen Schutzrechten. Eine Vervielfältigung, Verbreitung, Bereithaltung zum Abruf oder Online-Zugänglichmachung (Übernahme in andere Webseite) der Veröffentlichung ganz oder teilweise, in veränderter oder unveränderter Form ist nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung von Flossbach von Storch zulässig.

Angaben zu historischen Wertentwicklungen sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

© 2024 Flossbach von Storch. Alle Rechte vorbehalten.

Back to top