Die neue Arbeitsministerin will auch Beamte in die Rentenversicherung einzahlen lassen. Könnte das unser Rentensystem retten? Wir fragen unseren Kapitalmarktstrategen Philipp Vorndran.
Herr Vorndran, warum müssen Beamte eigentlich keine Beiträge in die Rentenkasse zahlen?
Weil sie, wie viele andere Berufsgruppen, beispielsweise Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten oder Apotheker, ein eigenes Versorgungssystem haben, die Beamtenversorgung.
Die neue Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) will das ändern und auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige in die Rentenversicherung einzahlen lassen. Was wäre der Vorteil?
Keiner, denn sie würden ja auch Ansprüche ansammeln, die gezahlt werden müssen. Anstatt ein schlechtes System grundsätzlich zu reformieren, schmeißt man schlechtem Geld gutes hinterher.
Okay, damit erübrigt sich die Frage nach dem Nachteil. Fakt ist: Die staatliche Rente allein reicht in Deutschland nicht mehr aus, um für das Alter ausreichend vorzusorgen. Was wäre Ihr Vorschlag?
Wir brauchen in Deutschland für alle Neueinsteiger ein verpflichtendes Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher Rentenversicherung, betrieblicher Altersversorgung (bAV) und privater Altersversorgung. Niemand darf es sich leisten können / müssen, allein auf den gesetzlichen Teil zu vertrauen.
Die bAV ist hierzulande nicht besonders populär…
Sie ist, wie ich finde, dabei die am meisten unterschätzte Säule. Ein Blick in die Niederlande reicht aus, um das zu verdeutlichen: Neun von zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verfügen dort über eine betriebliche Altersversorgung, was – in Summe – ein Rentenniveau ergibt, das rund 80 Prozent des Erwerbseinkommens entspricht.
In Deutschland liegt die Verbreitung der bAV laut aktuellen Zahlen bei lediglich 54 Prozent. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Das liegt zum einen daran, dass viele Unternehmen die bAV noch nicht als strategisches Instrument zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung begreifen. Zum anderen fehlt es teilweise an Information, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen. Dabei ist es in unserem ureigenen Interesse, als Arbeitgeber attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen – und dazu gehört eben auch ein gutes bAV-Angebot.
Welche Rolle spielt die bAV im Kontext des demografischen Wandels?
Eine zentrale! Der demografische Wandel ist nicht nur eine Belastung für die gesetzliche Rentenversicherung, sondern stellt auch den Arbeitsmarkt vor enorme Herausforderungen. Wir steuern auf einen massiven Fachkräftemangel zu. Deshalb müssen wir uns fragen: Wie bleiben wir als Arbeitgeber interessant für gute, talentierte Leute? Die Antwort ist klar: durch einen attraktiven Arbeitsplatz – und der schließt eine leistungsfähige betriebliche Altersversorgung mit ein.
Was bedeutet „leistungsfähige“ bAV konkret?
Es bedeutet, dass die bAV ein langfristiges Renditepotenzial bieten muss. Gleichzeitig ist es entscheidend, dass der Arbeitgeber einen substanziellen Beitrag leistet. Nur so wird das Angebot wirklich attraktiv für die Mitarbeitenden. Eine bAV darf kein Alibi sein – sie muss ein echter Mehrwert im Gesamtpaket der betrieblichen Leistungen sein.
Sehen Sie hier auch eine gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen?
Unbedingt. Unternehmerisches Handeln endet nicht beim wirtschaftlichen Erfolg. Gerade in Zeiten, in denen das Vertrauen in die gesetzliche Rente sinkt, ist es auch unsere Verantwortung, der Belegschaft Perspektiven für das Alter zu bieten. Wer heute gute Leute will, muss auch an deren morgen denken.
Herr Vorndran, vielen Dank für das Gespräch.
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