Trotz der Vielzahl an Krisen konnten die Börsen zuletzt zulegen. Ob das so weitergeht, hängt auch von der Geldpolitik ab. Eine Halbjahresbilanz.
Die Endzeitstimmung, die die täglichen Berichte von den Krisenherden der Welt vermitteln, hat sich nicht auf die Finanzmärkte übertragen. An den Aktienmärkten setzte sich der positive Trend des ersten Quartals fort. Hierzu beigetragen hat die insgesamt robuste Wirtschaftsentwicklung, die bislang nicht spürbar unter den gestiegenen Zinsen gelitten hat.
Hauptgewinner waren Technologieaktien, die von der Begeisterung rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) einen zusätzlichen Schub erhielten, auch wenn bei vielen Technologieunternehmen noch keineswegs sicher ist, wer in welchem Ausmaß davon profitiert.
Der Dax schloss das erste Halbjahr mit einem Plus von 16,0 Prozent, nachdem er am 16. Juni sogar ein Rekordhoch von 16.358 Punkten erreichte. Der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 Index notiert zwar noch deutlich unter seinem Allzeithoch, konnte aber vom Tiefstand im vergangenen Oktober gut 20 Prozent zulegen und das erste Halbjahr 2023 mit einem Plus von 16,6 Prozent (inklusive Dividenden) beenden. Der globale Aktienindex MSCI World schaffte in Euro gerechnet ebenfalls ein erfreuliches Plus von 12,6 Prozent.
Vergleichsweise bescheiden war dagegen die Entwicklung am Rentenmarkt. Der Rex Performance Index (REXP) für deutsche Staatsanleihen verlor 0,2 Prozent. Der europäische Rentenindex (Bloomberg Euro Aggregate), der Euroanleihen sowohl von Staaten als auch von Unternehmen enthält, konnte aber immerhin einen Gesamtertrag von 2,2 Prozent erzielen. Hier macht sich nach Jahren des Null- und Negativzinses langsam das höhere Renditeniveau bemerkbar. Dies gilt vor allem für Papiere mit kurzen Laufzeiten wie 12-Monats-Bundesschatzanweisungen, deren Rendite seit Jahresbeginn von 2,6 auf 3,6 Prozent gestiegen ist.
Der Goldpreis legte im ersten Halbjahr um 5,2 Prozent in US-Dollar beziehungsweise 3,3 Prozent in Euro zu, hat aber seit dem Jahreshoch von 2.050 US-Dollar Anfang Mai rund 130 US-Dollar verloren. Ein Grund dafür dürfte der Anstieg der Realrenditen von inflationsgesicherten US-Staatsanleihen sein, die – ähnlich wie Gold – einen Inflationsschutz bieten und mit einer Realverzinsung von 1,8 Prozent bis 2,2 Prozent an Attraktivität gewonnen haben.
Wie geht es weiter? Die Notenbanken nähern sich möglicherweise einem Showdown: Inflationsbekämpfung oder Finanzmarktstabilität – welches ihrer Ziele hat im Zweifel Vorrang? Sollte es zu ernsthaften Verwerfungen im Finanzsystem kommen, die sich nicht – so wie im März – auf einzelne Regionalbanken beschränken, dürften die Notenbanken ihr Ziel aufgeben, die Inflation zurückzudrängen.
Sie werden vermutlich auch dann eine Kehrtwende vollziehen, sollten sie bei der Inflationsbekämpfung nur einen Teilerfolg erzielen, weil die steigenden Zinsen zwar zu einer Rezession führen, die Inflation aber trotzdem deutlich über ihrem Zwei-Prozent-Ziel verharrt. Auch dann wäre ihr Job nicht getan.
Nach Jahren des Null- und Negativzinses sind sichere Anleihen mit kurzen Laufzeiten auf beiden Seiten des Atlantiks als „Parkposition“ wieder interessant. Ob die nominalen Renditen von Bonds mit langer Laufzeit schon hoch genug sind, um sie als langfristige Anlagen ernsthaft in Betracht ziehen zu können, hängt von der Inflationserwartung für diesen Zeitraum ab.
Die höchsten Renditen bei gleichzeitigem Inflationsschutz sind langfristig mit Aktien zu erwarten. Ein Gesamtertrag von sieben Prozent (Kursgewinne und Dividenden) ist durchaus realistisch und bedeutet alle zehn Jahre eine Verdopplung des Vermögens.
Ein Fokus auf Qualität reduziert dabei die Gefahr nachhaltiger Verluste. Qualität ist aber kein Selbstzweck, sondern muss auch zu einem angemessenen Preis erworben werden, um in Form von Kursgewinnen und Dividendenausschüttungen zur Vermögensmehrung beizutragen.
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