18.12.2018 -
Die Deutschen sind fleißige Sparer und bauen doch kein Vermögen auf. Warum ist das so? Eine Erklärung liefert die menschliche Natur.
Im Grunde kennen wir die Wahrheit: Wollen wir im Alter so leben wie heute, dann müssen wir dafür etwas auf Seite legen. Die Argumente kennen wir auch. Seit Jahren. Rentenlücke, Demografie, Gesundheitskosten, Inflation . Zahllose Werbekampagnen – gerne mit Bildern von rüstigen Rentnern – sollen die Deutschen überzeugen, Vermögen aufzubauen. Aber warum? Es ist ja nicht so, dass die Deutschen nicht sparen würden. Laut Sparerstudie des Flossbach von Storch Research Institute sparen die Deutschen sogar gerne. Rund zehn Prozent des verfügbaren Einkommens legen sie zurück, die Quote hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert.
Wie passt das zusammen? Gleichzeitig „zu wenig“ für den Vermögensaufbau tun, und doch fleißig sparen? Eine Erklärung liefert – wie so oft bei Finanzdingen – die menschliche Natur. Der menschliche Organismus und das menschliche Denken sind durch die Evolution darauf getrimmt worden, möglichst effizient zu arbeiten und zu denken. Das spart Energie. In früheren Zeitaltern war das überlebensnotwendig, um für Krisen und Gefahren gewappnet zu sein. Heute stellt uns dieses evolutionäre Phänomen an den unmöglichsten Stellen ein Bein – etwa bei der Geldanlage.
Denn schnell und effizient zu denken, heißt nicht automatisch auch richtig zu denken. Der menschliche Geist neigt dazu, gerne den kürzesten Weg zu einer Lösung zu finden. Also eine schnelle, einfache Lösung. Das dumme dabei: Häufig lösen wir mit dieser schnellen „Lösung“ das eigentliche Problem gar nicht. Wir verschieben es nur. Um später entsetzt feststellen zu müssen, dass sich das ursprüngliche Problem oft noch verschärf hat. Und dann? Dann greifen wir wieder zu einer schnellen, einfachen Lösung. Sie ahnen, wo das endet.
Vielleicht sparen viele Deutsche auch deshalb so gerne auf dem Sparbuch: Wer sich für das Sparen auf dem Sparbuch entscheidet, nimmt solch eine gedankliche Abkürzung: Er legt ja tatsächlich Geld zurück. Auch wenn das – angesichts von Niedrigzins und Inflation – keine langfristig wirkungsvolle Lösung für den dauerhaften Vermögensaufbau ist.
Mit dem Versuch, es uns leichter zu machen, machen wir es uns am Ende schwerer – gerade in Finanzdingen. Denn mit jedem Tag, der vergeht, wird es schwieriger, Ziele für den Vermögensaufbau zu erreichen. Sie ahnen es: Viele reagieren auf diese gestiegene Anforderungen mit weiterem Aufschieben. Und so bleiben viele Sparer einer Sparform verbunden, von der sie wissen, dass sie angesichts von Niedrigzins und Inflation keinen Ertrag erzielen kann.
Das Sparbuch ist der Deutschen liebstes Kind – leider. Denn mit ihm ist wegen Niedrigzins und Inflation ein solider Vermögensaufbau kaum möglich. Anlageformen, die in Sachwerte wie Aktien investieren, können Alternativen bieten. Einen leichten Zugang an die Börse bieten Investmentfonds – Sparpläne helfen gerade unerfahrenen Anlegern, diszipliniert zu investieren und die Scheu vor Börse & Co. zu verlieren.