Die Preise für Dinge des täglichen Bedarfs steigen rasant – aber nicht annähernd so schnell wie für Vermögenswerte wie Immobilien oder Aktien. Dafür gibt es Gründe.
Die Meldung des Statistischen Bundesamtes bestimmt die Schlagzeilen der vergangenen Tage. Mit einer (voraussichtlichen) Inflationsrate von 3,9 Prozent stieg die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten. Zuletzt gab es eine ähnliche Entwicklung im Nach-Wende-Boom in Folge der Wiedervereinigung Deutschlands.
So eindrucksvoll die Daten zur Verbraucherpreisinflation erscheinen mögen, so fallen sie doch deutlich hinter die Preissteigerungen der Vermögenswerte zurück. Der Vermögenspreisindex des Flossbach von Storch Research Institute, der die Preisentwicklung des Vermögens Deutscher Haushalte misst, stieg zum Ende des zweiten Quartals um +11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Es handelte sich um den zweithöchsten Preisanstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2005. Der stärkste Preisanstieg war im ersten Quartal 2021.
Zum Vergleich: Die Verbraucherpreisinflation lag in Deutschland im zweiten Quartal 2021 nur bei +2,4 Prozent. Der eindrucksvolle Anstieg der Vermögenspreise ist aber (ähnlich wie im ersten Quartal dieses Jahres) zum Teil auf einen Basiseffekt zurückzuführen. Im ersten Quartal 2020 fielen die Vermögenspreise um -2,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal und stiegen im zweiten Quartal 2020 wieder an.
Schon seit mehreren Jahren steigen die Vermögenspreise schneller als die Verbraucherpreise. Mehrere Entwicklungen begünstigen die hohen Preissteigerungen für Vermögenswerte. Da wäre zum einen die andauernd sehr expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und ihre Aussagen, diese auch bei einem Anstieg der Verbraucherpreisinflation nicht zu ändern.
Erwartungen einer möglichen Geldentwertung ließ die Nachfrage nach Vermögensgütern ansteigen. „Zusätzlich haben Konjunkturmaßnahmen und andere fiskalische Hilfeleistungen weiterhin zu den steigenden Vermögenspreisen beigetragen“, erklärt Pablo Duarte, Senior Research Analyst beim Flossbach von Storch Research Institute.
Die Immobilienpreise sind deutlich gestiegen, um 9,8 Prozent zum Vorjahresquartal und um rund drei Prozent zum ersten Quartal 2021. Aktien verteuerten sich um 24 Prozent zum Vorjahreszeitraum und um 6,3 Prozent zum Vorquartal.
In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres hatten sich die Börsen vom Crash im Zuge des Coronavirus noch nicht vollständig erholt. Aktuell notieren viele Börsenindizes aber weit über den Niveaus von vor der Coronakrise, was neben positiven Gewinnmeldungen der Unternehmen auch an den fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen im vergangenen Jahr und den mangelnden Anlagealternativen in Zeiten ohne Zinsen liegt. Die Preise für das Rentenvermögen privater deutscher Haushalte lagen zum Ende des zweiten Quartals -1,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau und -0,7 Prozent unter dem Vorquartalsniveau.
Die komplette Studie und ein Video mit dem Studienautor finden Sie auf der Internetseite des Flossbach von Storch Research Institute.
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