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Gesellschaft
6 Minuten

Unsicher bei der Altersvorsorge

Sparbuch, Aktien, Rente ­– Ein Gespräch mit Marius Kleinheyer, Senior Research Analyst beim Flossbach von Storch Research Institute, über das Geldanlageverhalten der Deutschen.

Herr Kleinheyer, Ihr Institut hat unlängst eine Umfrage beim Marktforschungsinstitut GfK in Auftrag gegeben. Wer wurde befragt und was wurde untersucht?

Die Deutschen sorgen sich um Ihre Altersvorsorge. Inflation und Wirtschaftskrise machen ihnen aber zu schaffen. Zudem steckt die gesetzliche Rente in der Krise. Viele Menschen haben Angst vor Altersarmut. Die Frage ist inwieweit die die private Geldanlage einen Ausweg bietet und ob die Menschen bereit dafür sind. Vor diesem Hintergrund haben wir einen Fragenkatalog zum Geldanlageverhalten erstellt und die Marktforscher von NIQ GfK haben dann 1.000 repräsentative Teilnehmer zwischen 18 und 74 Jahren dazu befragt.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

Die Altersvorsorge stellt für die Deutschen eine sehr große Herausforderung dar, sowohl praktisch als auch emotional. Viele wissen zwar um die Herausforderungen durch die Inflation und in der gesetzlichen Rente, handeln aber nicht danach oder sind orientierungslos. Das Anlageverhalten der Deutschen bleibt auch 2025 stark geprägt von Sicherheitsdenken und geringer Risikobereitschaft, wobei es einige Hoffnungsschimmer gibt.

Welche Rolle spielt denn die Altersvorsorge beim Sparverhalten?

Das war unsere erste Frage. Die Altersvorsorge ist mit knapp 35 Prozent das wichtigste konkrete Sparmotiv der Deutschen. Selbst in der Altersgruppe der über 70-jährigen wird Altersvorsorge (24,2 Prozent) noch als primäres Sparziel) angegeben.

Das ist doch angesichts der leeren Kassen der Rentenversicherung eine gute Nachricht. Die Menschen haben also erkannt, dass sie zusätzlich zur gesetzlichen Rente etwas tun müssen.

Ja, diese Botschaft ist bei den Deutschen angekommen. Die große Mehrheit von etwa 85 Prozent verlässt sich nicht auf die gesetzliche Rente. Rund ein Drittel der Befragten, über 26 Prozent der Männer und über 41 Prozent der Frauen geben aber an, Angst vor Altersarmut zu haben.

Was macht den Menschen Sorgen?

Die Inflation, die den realen Wert der Ersparnisse untergräbt. Das Bewusstsein für diese Gefahr ist bei den Deutschen vorhanden. Die Inflationsangst verstärkt sowohl das Bedürfnis nach Altersvorsorge, weil man den Kaufkraftverlust seiner Rentenansprüche fürchtet, als auch die Schwierigkeiten bei der Umsetzung, weil sichere Produkte weniger Schutz bieten. 71 Prozent der Befragten machen sich große oder sehr große Sorgen über die Inflation.

Wo liegt denn die Inflationserwartung der Befragten?

Auf jeden Fall über dem Inflationsziel der Notenbank von zwei Prozent per annum. Weniger als zehn Prozent erwarten, dass dieses Ziel in den nächsten zwei bis drei Jahren erreicht wird. 35 Prozent gehen von einer Inflation zwischen zwei und vier Prozent per annum aus, etwa ebenso viele befürchten eine noch höhere Teuerungsrate. Aber das ist nicht ihre einzige Sorge.

Was beschäftigt die Menschen noch?

Die Sorge um den Standort Deutschland. Etwa die Hälfte der Befragten bewertet den Zustand der Wirtschaft als „schlecht bis sehr schlecht“, wobei 45 Prozent die persönliche wirtschaftliche Situation als „gut bis sehr gut“ bewerten. Diese Menschen meinen, über ein solides Wohlstandspolster zu verfügen, weil sie oft über Jahre hinweg diszipliniert gespart haben.

Aber?

Um das Vermögen vor Inflation zu schützen, müssen in der Geldanlage Renditen erzielt werden, die über der Inflationsrate liegen. Bei niedrigen Zinsen und einer hohen Inflation ist eine positive reale Rendite mit Bankprodukten nicht möglich. Um bei Inflationsrisiken die Finanzierung der Alterssicherung auf ein breiteres Fundament zu stellen, ist eine stärkere Beteiligung am Kapitalmarkt notwendig. Das bedeutet aber auch die Notwendigkeit, ein höheres Risiko einzugehen.

Und dazu sind viele Deutsche nicht bereit?

Leider nicht. Risikoaversion bedeutet, dass Menschen unsichere Ergebnisse vermeiden möchten und garantierte Erträge bevorzugen. Risikoaverse Anleger bevorzugen sichere Anlagen, selbst wenn die erwartete Rendite niedriger ist, beispielsweise Bankeinlagen. Um ihre Einstellung zu den Anlageklassen herauszufinden, haben wir die hypothetische Frage gestellt, wie Umfrageteilnehmer ihr Geld anlegen würden, wenn sie zum Beispiel für die Ausbildung ihres Kindes oder Enkelkindes jeden Monat über 18 Jahre 100 Euro zurücklegen. Und etwa 40 Prozent der Befragten würden ihr Geld auf ihr Girokonto oder auf ein Sparbuch einzahlen.

Das klingt nicht gut.

Während die Risikoaversion bei Frauen im Durchschnitt noch stärker ausgeprägt ist als bei Männern, gibt es aber auch Anzeichen, dass sich die Aktienkultur im Land verbessert. Auf die Frage, welches Wort man am ehesten mit dem Wort Aktie assoziiere wählten gut 20 Prozent Spekulation. In einer ähnlich gestellten Frage bei einer Umfrage im Jahr 2023 waren es noch 40 Prozent. So garantiert in punkto betrieblicher Altersvorsorge die „Defined Benefit“ Variante, eine feste Rentenhöhe ist aber tendenziell etwas teurer und damit weniger renditeträchtig als die Variante „Defined Contribution“, wo sich der Arbeitgeber nur zur Einzahlung eines festen Betrages verpflichten. Die meisten Befragten würden einen etwas höheren Auszahlungsbetrag, der schwanken kann, einem fixen monatlichen Auszahlungsbetrag, der etwas niedriger ausfällt, vorziehen.

Herr Kleinheyer, vielen Dank für das Gespräch.

Die vollständige Studie finden Interessierte unter Altersvorsorge in unsicheren Zeiten - Flossbach von Storch RI

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