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Gesellschaft
6 Minuten

„Datenrevisionen kommen oft vor Rezessionen“

- Flossbach von Storch

Nach der Korrektur des US-Arbeitsmarktberichts wird die Chefin der zuständigen Behörde gekündigt. Die Hintergründe erklärt Pablo Duarte, Senior Research Analyst beim Flossbach von Storch Research Institute.

Herr Duarte, nachdem das Bureau of Labor Statistics (BLS) im monatlichen Arbeitsmarktbericht der USA die Zunahme der Beschäftigungsverhältnisse der beiden Vormonate deutlich nach unten revidiert hat, entließ US-Präsident Donald Trump die BLS-Chefin und warf ihr politische Voreingenommenheit vor. Ist an seinem Vorwurf etwas dran?

Pablo Duarte: Das erscheint mir unwahrscheinlich. Ein Blick auf die Revisionen der US-Arbeitsmarktzahlen seit 1964 zeigt keine systematische politische Verzerrung in den Beschäftigungszahlen. Stattdessen häufen sich starke Korrekturen typischerweise in Rezessionsphasen. Die jüngsten Abwärtsrevisionen könnten folglich eher ein Hinweis auf eine schwächelnde Konjunktur sein als ein Beleg politischer Einflussnahme.

Es wurde immerhin deutlich nach unten revidiert. Was ist hier genau passiert?

Revisionen sind bei makroökonomischen Daten ziemlich normal. Denn für diese Daten erheben die Statistikämter Stichproben und übertragen die Ergebnisse auf die gesamte Wirtschaft. Je größer und repräsentativer die Stichprobe, desto präziser die Zahl.

Die US-Arbeitsmarktdaten basieren also auf Umfragen?

Ja, auf zwei Umfragen. In der ersten werden Haushalte zu Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit befragt. In der zweiten melden Unternehmen die Anzahl der Beschäftigten, die Arbeitszeiten und machen Angaben zu Löhnen. Am ersten Freitag jedes Folgemonats publiziert dann das BLS eine erste Schätzung. Da jedoch insbesondere noch nicht alle Betriebe geantwortet haben, folgen in den beiden Folgemonaten Revisionen, die die Nachmeldungen integrieren.

Sie sagten vorhin, die Revisionen könnten etwas mit einer nahenden Rezession zu tun haben. Wieso?

Im Mittelpunkt der US-Arbeitsmarktzahlen steht die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft (Non-farm Payrolls). Sie ist im Trend über lange Zeit hinweg gestiegen. Die Historie zeigt aber, dass sie beim Beginn einer Rezession regelmäßig gesunken ist und entsprechend nach unten korrigiert werden muss. Die Differenz zwischen der Endversion der Erhebung und die Erstschätzung schwankt also sozusagen konjunkturabhängig.

Sie meinen, in Abschwüngen überschätzen Erstmeldungen oft die Beschäftigung und müssen nach unten korrigieren, in Aufschwüngen müsste dann tendenziell das Gegenteil passieren?

Genau, wobei schon einzuräumen ist, dass die aktuellen Revisionen vergleichsweise groß ausgefallen sind. Sie zählen zu den stärksten rund sieben Prozent aller negativen Revisionen seit 1964. Doch immerhin traten seither in über 50 Monaten Korrekturen in einer ähnlichen Größenordnung oder darüber auf.

Trump warf der Leiterin des BLS nun vor, die Zahlen vor der Präsidentschaftswahl 2024 geschönt zu haben, um die damalige demokratische Kandidatin Kamala Harris zu begünstigen. Können Sie dazu etwas sagen?

Überprüfen lässt sich das kaum, doch wenn Manipulation möglich wäre, könnten frühere BLS-Chefs ähnlich gehandelt haben. Auch hier hilft also ein Blick in die Historie. Und die Verteilung der Revisionszahlen zeigt keine signifikanten Unterschiede in Abhängigkeit der Partei an der Macht.

Es lässt sich also keine eindeutige politische Verzerrung in den Datenrevisionen der Beschäftigungszahlen erkennen. Die Konjunktur könnte hingegen eine wichtigere Rolle spielen.

Genau.

Herr Duarte, vielen Dank für das Gespräch.

Einen ausführlichen Kommentar zu dem Thema finden Interessierte hier:

Daten-Revisionen: politische Manipulation oder Anzeichen einer Rezession? - Flossbach von Storch Research Institute.

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