Die Inflationsraten sind kräftig gestiegen, das Kapitalmarktumfeld ist rau. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen. Nur: wo beginnen? Ein Gespräch mit den Kapitalmarktstrategen Philipp Vorndran und Thomas Lehr.
Wie sollte ich derzeit mein Geld anlegen?
Thomas Lehr: Mit der Frage und der potenziellen Antwort macht ihr eigentlich den zweiten vor dem ersten Schritt. Ich würde deshalb ein anderes „Wie“ voranstellen, nämlich: „Wie viel Rendite erwarte ich langfristig von meiner Geldanlage?“ Nur wer diese Frage für sich beantwortet hat, kann sinnvollerweise nach möglichen Anlagen schauen, die langfristig das Potenzial haben, die Renditeerwartungen auch zu erfüllen. Alles andere führt höchstwahrscheinlich zu Enttäuschungen.
Philipp Vorndran: Das ist definitiv so. Wenn wir auf Veranstaltungen mit Anlegern sprechen, setzen wir deshalb oft eine kleine Umfrage voran. Wir fragen die Zuhörer, welche Anlageklassen sie attraktiv finden. Ob sie zur Miete wohnen oder im eigenen Häuschen. Aber auch, und das ist eigentlich die entscheidende Frage, wie viel Rendite sie von ihrer Geldanlage erwarten. Die Zahlen, die dann genannt werden, liegen meist um die fünf Prozent, oft noch deutlich darüber.
Thomas Lehr: Zum Verständnis sind dabei zwei Dinge wichtig. Zum einen haben die meisten Anleger bei ihrer Antwort allein die Nominalrendite im Sinn, also das, was auf einer Anlage draufsteht. Was sie nicht berücksichtigen, im Kopf nicht subtrahieren, sind die anfallenden Steuern und Gebühren. Vergessen wird auch die Inflation , die am Geldwert nagt. Zieht man all das ab, bleiben „real“ eben nicht fünf Prozent übrig, sondern dramatisch weniger.
Nehmen wir die aktuellen Inflationsraten als Maßstab, dann kommen wir bei einer nominalen Renditeerwartung von rund fünf Prozent real in etwa bei minus drei oder minus vier raus ...
Philipp Vorndran: Das ist so, ja. Und wir gehen davon aus, dass die Inflationsraten hoch bleiben werden, wenn auch nicht so hoch wie derzeit, wohl aber deutlich höher als in den vergangenen Jahren.
Wie hoch?
Thomas Lehr: Das lässt sich leider nicht exakt vorhersagen. Bis zu drei bis vier Prozent erscheinen uns aber durchaus realistisch.
Philipp Vorndran: Vielen Anlegern ist leider nicht klar, was es braucht, welche Investments und nicht zuletzt wie viele davon, um ihre – sagen wir mal: relativ optimistischen – Renditeziele zu erreichen. Viele Anleger haben ihr gesamtes Geld auf Sparkonten liegen – Sparbuch, Tages- und Festgeldkonten. Oder zumindest den Großteil. Dort liegt die Realrendite weit unter null. Die Kaufkraft schmilzt dahin. Und daran dürfte sich unseres Erachtens auch nichts ändern.
Thomas Lehr: Gemessen an der Vermögenstruktur vieler Anleger müsste deren Renditewunsch derzeit eigentlich irgendwo zwischen minus acht (real) und null (nominal) liegen, nicht bei plus fünf ...
Philipp Vorndran: Ganz klar: Wer mehr will, muss in Sachwerte investieren, statt das Geld auf Konten zu horten. In Aktien erstklassiger Unternehmen beispielsweise oder Gold. Aber auch da gilt: Überschätzt bitte nicht die Renditepotenziale eurer Investments! Aktien sehr guter Unternehmen können über die Zeit um die fünf bis sechs Prozent Rendite pro Jahr liefern. Auch das reicht nicht, um die aktuelle Inflation auszugleichen, aber ihr kommt zumindest in die Nähe.
Thomas Lehr: Was aber voraussetzt, dass ihr zu 100 Prozent in Aktien investiert seid ...
Im vergangenen Jahr hat der Weltaktienindex mehr als 30 Prozent zugelegt. Erscheinen eure fünf bis sechs Prozent da nicht sehr zurückhaltend?
Philipp Vorndran: Jedem sollte doch klar sein, dass nach einem so guten Börsenjahr wie dem vergangenen die Erwartungen der Investoren nicht in den Himmel wachsen sollten. Derartige Renditen lassen sich nicht einfach so fortschreiben. Auf so ein außergewöhnlich gutes Jahr können durchaus ein, zwei, vielleicht auch drei schwächere Jahre folgen. Bleiben wir besser realistisch.
Der Dialog zwischen unseren beiden Kapitalmarktstrategen Philipp Vorndran und Thomas Lehr ist in dem kostenfreien Magazin „Position“ und in ihrem Buch „Geld anlegen – einfach machen“ entlehnt, das jüngst im FinanzBuch Verlag erschienen ist.
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