Steigende Zinsen und die hohe Inflation drücken auf Konsum und Wachstum. Das belastet viele Unternehmen. Was das für Anleger und Anlegerinnen bedeutet.
In den USA ist das Bruttoinlandsprodukt (nach vorläufigen Zahlen) das zweite Quartal in Folge geschrumpft. Technisch gesehen würde sich die US-Volkswirtschaft damit (nach der europäischen Definition) in einer Rezession bewegen. Doch es gibt weder erhebliche Arbeitsplatzverluste, Massenentlassungen oder vermehrte Schließungen von Unternehmen.
Kommt sie also, die Rezession? Die Antwort lautet: Ja! Allerdings weiß niemand, wann und wo sie kommt, wie stark sie sein wird, wie lange sie dauern und welche Konsequenzen sie für die Geld- und Fiskalpolitik haben wird.
Unterschiedliche Auswirkungen
Dreht Wladimir Putin den Gashahn endgültig zu, dürfte dies die deutsche Wirtschaft spürbar negativ treffen. Allerdings hätte das für ein deutsches Chemieunternehmen ganz anders Folgen als beispielsweise für einen US-Softwareanbieter. Das gleiche gilt für einen Rückgang der Bautätigkeit oder Schieflagen im Immobiliensektor, die sich für Haushalte und Unternehmen wiederum sehr unterschiedlich auswirkten. Und wie werden sich die Notenbanken verhalten, wenn die Konjunktur einbricht? Gibt es dann Hilfspakete vom Staat?
Die Wahrscheinlichkeit einer Konjunkturabkühlung hat fraglos zugenommen. Ob und wann daraus eine Rezession folgt und was das für die Finanzmärkte und die Aktienkurse bedeutet, steht auf einem anderen Blatt. Die Aktienmärkte sind unseres Erachtens zumeist besser darin, eine Rezession zu antizipieren als Volkswirte, denen dann oft nur die Rolle des Chronisten bleibt. Vielleicht waren die starken Kursrückgänge im ersten Halbjahr schon Vorboten einer nahenden Rezession, die im Übrigen nichts Schlimmes sein muss, sondern auch ein natürlicher Reinigungsprozess der Wirtschaft sein kann. Dieser trifft dann vor allem die Unternehmen, die sich oft seit langem nur durch extrem niedrige (nominale) Zinsen über Wasser halten konnten.
Vielfältige Ursachen
Zudem können die Ursachen einer Rezession äußerst unterschiedlicher Natur sein. Ein Angebotsschock wie eine Ölkrise hat völlig andere Konsequenzen für die einzelnen Branchen und Unternehmen als ein allgemeiner Einbruch der Nachfrage wie vor zwei Jahren zu Beginn der Pandemie. Damals fiel der Ölpreis in den USA zeitweilig sogar auf unter null. Raffinerien wurden geschlossen, die Ölnachfrage kollabierte. Ölaktien fielen innerhalb weniger Wochen um durchschnittlich 60 Prozent.
Diesmal ist es umgekehrt. Nicht der Ölpreis leidet unter der Konjunktur, sondern die Konjunktur unter dem steigenden Ölpreis. Jetzt sind die Ölproduzenten und ihre Aktien die Profiteure. Doch die gegenwärtige Begeisterung der vor kurzem noch verschmähten Öltitel verblasst bei einem Blick auf deren Historie, die einer Achterbahnfahrt gleicht.
Widerstandsfähige Unternehmen
Um mit Ölaktien so viel zu verdienen wie mit einem breit diversifizierten Portfolio , braucht es also permanent treffsichere Prognosen bezüglich der Wirtschaftsentwicklung und möglicher externer Schocks wie Kriegen oder Pandemien. Ähnliches gilt auch für Aktien anderer Branchen wie Fluggesellschaften, Banken, Rohstoffproduzenten und Stahlhersteller, die ebenfalls stark von exogenen Faktoren abhängig sind.
Ihr Schicksal hängt nicht selten am seidenen Faden nur schwer prognostizierbarer Entwicklungen oder überraschender Ereignisse, weshalb wir abgesehen von begründeten Ausnahmefällen Aktien aus diesen Branchen meiden. Das gilt auch für Unternehmen, die aufgrund ihrer hohen Verschuldung und unstetigen Geschäftsentwicklung von steigenden Zinsen existenziell getroffen werden können.
Besseres Chancen-Risiko-Verhältnis
Letztlich sind zwar alle Unternehmen in irgendeiner Weise von der Konjunkturentwicklung betroffen – aber einige mehr und andere weniger, abhängig davon, wieviel Kontrolle sie über ihr eigenes Schicksal haben. Dabei spielen auch solide Bilanzen, das heißt vor allem geringe Schulden und hohe Barmittel, eine wichtige Rolle.
Viele Aktien haben im ersten Halbjahr deutliche Kursverluste verzeichnet, obwohl die Gewinnperspektiven wachstumsstarker und resilienter Unternehmen weiterhin gut sind. Dadurch hat sich ihr Chance-Risiko-Verhältnis verbessert. Daran würde auch eine mögliche Konjunkturabkühlung nichts ändern. Die Entwicklung in den vergangenen Wochen war (folgerichtig) wieder positiver.
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