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Was wir nicht wissen

- Philipp Vorndran

Auf Krise folgt Krise – und darauf die nächste Krise. Deren Auswirkungen lassen sich oft schwer abschätzen. Was heißt das für die Geldanlage?

Die Welt ist ein komplexes Gebilde. Zumindest wird sie als solches wahrgenommen von dem, der gerade in diesem Moment darauf schaut. Krieg, Pandemie, Inflation - eine Vielzahl von Krisen(-herden) und Problemen, aus denen weitere Probleme folgen. Die nächste Wirtschaftskrise möglicherweise.

Krisen hat es immer schon gegeben – große wie kleinere. Wenn sich etwas verändert hat, dann vor allem die Umschlagsgeschwindigkeit der Informationen, die ebendiese Krisen thematisieren. Nachrichten, die auf den verschiedensten Kanälen ausgespuckt, präsentiert, kommentiert und in die Kursbewegungen an den Börsen hineininterpretiert werden.

Die Informationen prasseln hernieder

Über die modernen Medien in Bruchteilen von Sekunden. Für (fast) jedermann zugänglich, zu jeder Zeit. Die Informationen prasseln auf die Mediennutzer hernieder wie die Regentropfen eines heftigen Sommergewitters. Die Inflationierung der Breaking News! Aus Anlegersicht steht hinter allen Neuigkeiten (oder neu verpacktem Altbekannten) die bange Frage: Was bedeutet das jetzt für mein Geld?

Glücklicherweise (oder besser: unglücklicherweise!) gibt es Menschen, die sich tagtäglich mit diesen Dingen auseinandersetzen, analysieren, hinter die Kulissen blicken und ihr Wissen zu destillieren wissen in Prognosen.

Beantwortet werden dann Fragen wie: Wo steht der Dax , um ein Beispiel zu nennen, in zwölf Monaten? Was ist mit dem Gold-, Öl- oder Kupferpreis? Wie werden sich die Zinsen bis zum Jahresende entwickeln? Oder, ganz allgemein, was ist von den globalen Aktienmärkten in den kommenden Wochen zu erwarten? Geht es bergauf – oder doch deutlich nach unten angesichts der Nachrichtenlage? Es ist zum Verrücktwerden ….

Das Problem (oder das Gute!) ist: Niemand weiß es. Punktprognosen sind ein kläglicher Versuch, der latenten Unsicherheit, die das Leben und damit die Geldanlage naturgemäß mit sich bringen, den Schrecken zu nehmen. Ein Teil der Börsenfolklore und von vielen lieb gewonnenes Ritual, wenngleich eine für Geldanleger völlig nutzlose Übung. Und als solche sollte Sie das auch unbedingt ansehen!

Dem Crash-Prophet geht’s gut

Problematisch wird es, wenn Anleger blind darauf vertrauen und ihre Anlagestrategie danach ausrichten. Vermutlich wären sie dann permanent im Crashmodus, weil die Prognosen der Crash-Propheten in den Medien meist marktschreierisch vorgetragen werden und deshalb den größten Raum einnehmen.

Warum? Ihre Themen verkaufen sich am besten. Und die Rolle des Untergangspropheten ist eine sehr dankbare, denn seine „Fallhöhe“ ist weit niedriger als die des Optimisten. Irgendwann hat der Crash-Seher recht. Irgendwann knallt es irgendwo. Dann wird er sagen: ich hab‘s doch immer gewusst! Ob die von ihm genannten Auslöser die richtigen waren, ist dann in der Rückschau meist egal!

Der Optimist dagegen hat es weit schwerer; er steht schnell in der Ecke des unverbesserlichen Gesundbeters -ein Hans-guck-in-die-Luft. Im Grunde kann er niemals recht behalten, denn jeder Kursanstieg ist am Ende des Tages nur eine Vorstufe des nächsten Crashs, eine vorübergehende Übertreibung oder trügerische Bärenmarktrally.

In den Medien ist dann gerne vom großen Knall, der erst noch bevorsteht, oder dem vollständigen Kollaps des Finanzsystems die Rede. Ein „Endspiel“ folgt dem nächsten. Selbst der Fußballkalender moderner Prägung wirkt mit all seinen „Supercups“ dagegen gähnend leer. Das alles klingt dramatisch, garantiert Schlagzeilen, Websiteklicks und, das ist das eigentliche Problem: verunsichert die Anleger.

Was wäre wenn?

Einen ‚Schwarzen (oder grauen) Schwan‘, so wie 2011 das verheerende Unglück im japanischen Fukushima, kann niemand ausschließen. Er kann jeden Augenblick kommen. Oder im nächsten. Da müssen wir uns nichts vormachen. Diese Unsicherheit, auf neudeutsch „Eventrisiko“, sollte aber niemals eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie bestimmen.

Während meines Geographiestudiums in den 1980er Jahren haben uns die Professoren immer vor einem Super-Erdbeben in Kalifornien gewarnt. Bereits in den späten 1960er-Jahren hatten Wissenschaftler erkannt, dass die San-Andreas-Verwerfung, die sich über gut 1.300 km von Nord nach Süd durch Kalifornien zieht, die Grenze zweier Kontinentalplatten ist und Erdbeben dort deswegen unvermeidlich sind.

Nach dieser Erkenntnis stellt sich für die Menschen in der Region nicht mehr die Frage, ob, sondern wann es zum nächsten Mega-Erdbeben kommen wird. Und falls es kommt, bricht natürlich im Silicon Valley alles zusammen. Und damit auch die Börsen.

Es wäre eine menschliche und ökonomische Katastrophe, keine Frage! Nur, wenn ich als Investor deshalb seit Jahrzehnten dort nicht investiert hätte …

Noch steht Silicon Valley.

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