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Bonds in the Spotlight
7 Minuten

Zinswende, Schuldenflut – und die große Politik

- Flossbach von Storch

In turbulenten Zeiten rückt das private Vermögen in den Blick. Anleihen können da für Stabilität sorgen – zumindest, wenn sich Chancen und Risiken in Balance befinden. Ein Gespräch über die wichtigsten Themen, die Anleger am Anleihemarkt jetzt umtreiben. 

Wir erleben in der Welt derzeit einige Strukturbrüche – sei es in der Politik oder dem globalen Finanz- und Wirtschaftssystem. Als Portfolio Director des Anleiheteams sprechen Sie täglich mit vielen internationalen Anlageprofis über Bonds. Was treibt die Marktteilnehmer derzeit um?

Lars Conrad: Anleihen sollen Stabilität und Berechenbarkeit in ein Portfolio bringen. Neben möglichen Chancen stehen deshalb immer auch mögliche Risiken im Fokus.

Worauf werden Sie zurzeit am meisten angesprochen?

Ein sehr wichtiges Thema ist die scheinbar grenzenlose Neuverschuldung vieler Staaten. Nehmen wir einmal Frankreich, nach einer Regierungskrise und mehreren Abstufungen der Ratingagenturen sind die Risikoaufschläge deutlich gestiegen und haben das Niveau von Italien erreicht. Die politische Gemengelage bleibt fragil, die Chancen auf eine (dringend benötigte) fiskalische Konsolidierung gering. Frankreich ist der zweitgrößte Emittent von Staatsanleihen im Euroraum.

Könnte es zu einer neuen Eurokrise kommen? 

Frankreichs fiskalische Krise erreicht bislang keine „systemische“ Dimension. Die Kreditkosten halten sich im Rahmen. Ein Vertrauensverlust in den Euro ist zurzeit nicht in Sicht. Für den Fall der Fälle hat die Europäische Zentralbank einige Optionen in der Hinterhand, etwa die Reduzierung der Abschmelzung des Anleihebestandes. Bei signifikanten Bewegungen der Risikoaufschläge gibt es noch das Kriseninstrument TPI (Transmission Protection Instrument). Dafür müssen aber einige Vorgaben erfüllt sein. Für ein Eingreifen der Notenbank erscheint es wohl auch noch zu früh.

Warum?

Von einer systemischen Krisenlage sind wir weit entfernt. Wenn Notenbanker bei jeder Marktbewegung eingreifen, verspielen sie letztlich ihr Vertrauen. Die Verantwortung liegt aktuell woanders: Jetzt ist Frankreich am Zug. Das Land muss eine tragfähige Lösung für das Schuldenproblem finden. Es gibt im Euroraum einige Vorbilder. Griechenland kommt allmählich wieder in die Spur und in Spanien sinken die Risikoaufschläge, während die Ratings besser werden. Basis dafür ist natürlich immer die wirtschaftliche und fiskalische Entwicklung in den Ländern. Hier ist die Politik und letztlich auch die Bürger gefragt.

Der ein oder andere professionelle Investor sinnierte zuletzt schon mal darüber, ob er Anleihen aus der Eurozone nicht grundsätzlich meiden sollte...

Das halten wir für übertrieben. Auch wenn wir in unseren Anleihefonds keine strategischen Investitionen in französische Staatsanleihen haben, sehen wir aktuell keine konkreten Ausfallrisiken. Bei anderen Titeln sehen wir angemessene Chance-Risiko-Profile. Und natürlich kommt es in einem aktiven Portfolio immer auf die Diversifikation an. 

Geben Sie uns bitte ein Beispiel.

Im defensiven Bereich können Pfandbriefe und Papiere staatsnaher Emittenten in einem klug diversifizierten Staatsanleihe-Bestand einen Blick wert sein. Wir stellen uns auch außerhalb Europas breiter auf. Erfolgreich war zuletzt etwa unsere Allokation in neuseeländischen Staatsanleihen. Neben langlaufenden, inflationsgeschützten US-TIPS lieferten sie im dritten Quartal 2025 den größten Wertbeitrag im Staatsanleihen-Bestand unseres größten Anleihefonds, dem Flossbach von Storch - Bond Opportunities. Diese Position halten wir schon länger. Das Zinsniveau ist höher als in Europa und die Zinsstrukturkurve ist ziemlich steil, was die Ertragschancen mit Blick auf Roll-Down-Effekte erhöhen kann. Zudem sind die Kosten für eine Absicherung gegen mögliche Kursschwankungen beim neuseeländischen Dollar überschaubar. Unsere Position ist mit Blick auf einen Nischenmarkt wie Neuseeland natürlich nicht übertrieben groß.

Wie sieht es bei Unternehmensanleihen aus? Sehen Sie hier aktuell Risiken?

Die Renditeaufschläge für Papiere von Emittenten schwächerer Bonität sind historisch niedrig, während gute Bonitäten leicht höher notierten. Zumindest mit Blick auf den Euro-Swap-Referenzsatz der vergangenen Dekade, der den Markt für Zinsabsicherungen abbildet. Am High-Yield-Markt beobachten wir schon länger einen Nachfrageüberhang - dem geringen Angebot an Neuemissionen stehen hohe Zuflüsse entgegen. Kursrisiken wurden zuletzt durch die hohe Liquidität am Markt „gedämpft“. Das sorgt kurzfristig zwar für Stabilität, erhöht aber langfristig die Verwundbarkeit dieses Segments.

Was könnte eine Alternative zu den hochverzinsten Risikobonds sein?

Bei Unternehmensanleihen setzen wir unseren Qualitätsfokus fort. Die mit A und AA gerateten Titel blieben zuletzt die tragende Säule, hier sehen wir ansprechende Renditen. Ansonsten gehen wir sehr selektiv vor. Grundsätzlich favorisieren wir vor allem Titel mit mittleren Laufzeiten, hier erscheint der Roll-Down-Effekt als weitere Renditequelle besonders attraktiv.

Bleibt die Frage nach den großen Notenbanken…

… die aktuell scheinbar in zwei Richtungen laufen. In den USA standen zuletzt schwächere Daten vom Arbeitsmarkt im Fokus. Nach der Zinssenkung der Federal Reserve im September sorgte das Thema am Markt für Spekulationen auf weitere Zinssenkungen. Die Renditen der Treasuries sind zuletzt merklich gefallen. In der Eurozone bei der Renditeentwicklung war hingegen eine direktionale Abkopplung zum wichtigsten Währungsraum der Welt zu beobachten.

Woran lag das?

Die Einigung im Handelsstreit mit den USA (auf US-Zollsätze von „nur“ 15 Prozent auf die meisten EU-Produkte) nahm den Marktteilnehmern (vorerst) die schlimmsten Sorgen vor einem ausgeprägten Wachstumseinbruch. Das verbesserte Risikosentiment sorgte in der Folge dann für höhere Renditen bei Euro-Anleihen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde dämpfte zuletzt die Erwartungen bezüglich einer weiteren Lockerung. Ob das so bleibt, wird sich zeigen. Mit Blick voraus erscheint diese Haltung angesichts des signifikant rückläufigen Lohnwachstums (als wesentlichem Inflationstreiber), des spürbaren Stellenabbaus in einigen Wirtschaftssektoren und der fiskalischen Krise in Frankreich vielleicht als (zu) restriktiv.

Setzt sich der Trend zu sinkenden Zinsen in den USA fort?

Mit den jüngsten Renditeabschlägen scheint der Markt unseres Erachtens schon einiges vorweggenommen zu haben. Das zeigte sich etwa bei der Verkündung der Zinssenkung der Fed im September, als es in Folge kaum noch zu Rendite-Bewegungen kam. Zudem ließ die nüchterne Kommentierung einiger FOMC-Mitglieder im Nachgang zum Zinsentscheid die Fantasie für zusätzliche, deutliche Zinssenkungen schwinden. Die US-Zinsstrukturkurve flachte in der Folge wieder etwas ab, bei kurzen Laufzeiten stiegen die Renditen. Sehr positiv entwickelten sich in dieser Phase langlaufende, inflationsgeschützte Anleihen (US-TIPS), da die Realrenditen den Nominalzinsen (bei den bereits eingepreisten niedrigeren Inflationserwartungen) nahezu 1:1 folgten.

Was ist Ihr Ausblick?

Auch wenn die Anleihemärkte trotz der zahlreichen geopolitischen Unsicherheiten zuletzt sehr ruhig waren, sollte man sich davon nicht täuschen lassen. Exogene Risiken – von einer drohenden Schuldenkrise in Frankreich bis zur US-(Notenbank-)Politik – sollten die Anleger im Blick behalten. Sie rechtfertigen aus unserer Sicht jedoch (noch) keinen strategischen Richtungswechsel.

Sondern?

In einem Bond-Portfolio kommt es aktuell sehr auf das Feintuning an. Duration bleibt aus unserer Sicht das bevorzugte Risiko – es erscheint zumindest deutlich besser „bezahlt“ als die Kreditrisiken von schwächeren Emittenten. Bei Unternehmensanleihen liegt unser Fokus auf Top-Qualitäten. Ansteigende Zinsstrukturkurven und ansprechende Renditen schaffen ein stabiles Fundament für die Anleger am Bondmarkt. Hohe Realrenditen und moderate Inflationserwartungen sprechen für inflationsindexierte Anleihen. Flexibilität bleibt mit Blick auf sich bietende Chancen in der Zukunft wichtig.

Vielen Dank für das Gespräch!

Wir von Flossbach von Storch bieten neben unseren Multi-Asset- und Aktienfonds unseren Kunden auch Anleihefonds an. Der Flossbach von Storch - Bond Opportunities richtet sich an konservative Anlegerinnen und Anleger.

Die mit dem Flossbach von Storch - Bond Opportunities verbundenen Chancen und Risiken sowie Informationen zu den Kosten entnehmen Sie bitte den Fondsdetails.

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